Leverkusen 14 Tatvorwürfe - Angeklagter wittert Verschwörung

Leverkusen · Messerattacke, Bedrohung, Diebstahl, Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch: An der Bahnhofstraße ging es von Juli bis September 2015 rund.

Der Angeklagte (43) fühlt sich indes wie Josef K., Hauptfigur des Romans "Der Prozess" von Franz Kafka. Er findet sich plötzlich vor Gericht wieder, obwohl er sich keiner Schuld bewusst ist. Die Anklage erkennt er nicht an. Ohnehin sei alles eine Verschwörung. So jedenfalls stellte er jetzt die Sachlage vor dem Amtsgericht dar.

Die Anklage umfasst 14 Straftaten. Die schwerwiegendste ist die Messerattacke auf einen Nachbarn (75) in seinem ehemaligen Wohnhaus an der Bahnhofstraße. Dort ist der Beschuldigte mehrfach aufgefallen - unter anderem, weil er anlasslos Steine auf das Auto des Hausmeisters geworfen, ihn geohrfeigt und die Klingelanlage demoliert haben soll. Hinzu kommen Ladendiebstähle sowie die Bedrohung einer Verkäuferin mit einem Messer.

Die Einlassungen des Angeklagten trugen kaum zur Aufklärung bei. Während sein Verteidiger mit leerem Blick aus dem Fenster schaute, holte der Leverkusener weit aus. Er sei als Hermaphrodit, ohne eindeutige Geschlechtsmerkmale, geboren wurden, sagte er. Seine Mutter habe entschieden, ihn als Mädchen aufzuziehen. Das habe er erst vor Kurzem erfahren, was ihn wiederum emotional sehr aufwühlte. "Ich bin oft negativ aufgefallen", räumte er ein, "aber niemals mit Gewalt."

Er verstehe nicht, warum er "dauernd" in Polizeigewahrsam sei. "Da sind wohl einige Leute, die etwas gegen mich haben", mutmaßte er. Als seine Bewährungshelferin kurz mit dem Staatsanwalt tuschelt, vermutete er eine Verbrüderung der Beiden. "Ich bin ein Mann, der öffentlich um Hilfe bittet. Tun Sie etwas, bevor ich einen Verein gründe, der etwas unternimmt", forderte er den Richter auf. Ein klareres Bild ergab sich indes aus den Zeugenaussagen. Er sei überraschend vom Angeklagten mit einem Messer an der linken Schläfe getroffen worden, berichtete der Nachbar. "Reine Notwehr", entgegnete der Angeklagte.

Eine Verkäuferin schilderte zudem, wie der Beschuldigte sein Messer vor ihrem Laden wetzte und sie bedrohte. Er habe mit dem Messer nur seine Brötchen aufschneiden wollen, sagte der 43-Jährige. Hinzu komme vermeintlicher Ungezieferbefall in seiner Wohnung, den er mehrmals dem Hausmeister bewiesen haben will. Weil der nichts unternahm, sei eine Ohrfeige nötig gewesen: "Wie soll man sich sonst gegen solche Leute wehren?", fragte er. Der Prozess wird am 5. September fortgesetzt.

(RP)
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