Leverkusen 14 Tatvorwürfe: Anwalt hält seinen Mandanten nicht für verhandlungsfähig

Leverkusen · Die Fortsetzung des "Verschwörung"-Prozesses (wir berichteten) beim Amtsgericht Leverkusen endete erneut mit einer Unterbrechung, weil der Anwalt des Angeklagten seinen Mandanten für nicht verhandlungsfähig hielt und eine amtsärztliche Untersuchung beantragte.

Was war passiert? 14 Straftaten soll der angeklagte Opladener begangen haben, darunter eine Messerattacke auf einen 75-jährigen Nachbarn, Steinwürfe auf das Auto des Hausmeisters, den er zusätzlich noch geohrfeigt haben soll und zahlreiche Ladendiebstähle und Bedrohung einer Verkäuferin mit einem Messer. Bereits bei Prozesseröffnung ließ der 43-Jährige erkennen, dass er sich keiner Schuld bewusst sei: "Da sind wohl einige Leute, die etwas gegen mich haben", betonte er damals. Nur so könne er sich erklären, vor Gericht zu stehen.

Und auch am zweiten Verhandlungstag war er sich keiner Schuld bewusst. Ihm missfiel, dass im Protokoll des ersten Verhandlungstages nichts Positives über ihn verzeichnet sei, und er sagte zum Vorsitzenden Richter: "Mein Anwalt hat mir geraten, mich hier heute nicht zu äußern. Aber dennoch muss ich sagen, ich finde es nicht okay. Alle sind gegen mich. Ich muss mich jetzt fünf Stunden zusammenreißen und das machen, was Sie mir sagen."

Während der erste von insgesamt fünf geladenen Zeugen bestätigte, als Nachbar gesehen zu haben, wie der Angeklagte einen schweren, rund 30 Zentimeter großen Stein auf das Auto des Hausmeisters geworfen hatte, las der Angeklagte lieber Zeitung oder wühlte sichtlich irritiert in seinem Rucksack. Er holte mehrere Papierfetzen heraus und verteilte diese willkürlich auf der Anklagebank. Dem Verteidiger wurde das zu bunt, und er bat das Gericht um eine Terminverschiebung und eine amtsärztliche Untersuchung. Auch die Bewährungshelferin war der Meinung, dass das Erscheinungsbild des Angeklagten sehr auffällig sei. "Ich war heute Morgen beim Friseur, und der sagte zu mir: So gut sahen Sie schon lange nicht mehr aus", antwortete der 43-Jährige, der für seine Bewährungshelferin nicht viel übrighatte und respektlos dem Richter mitteilte: "Ich beantrage, dass ich eine Bewährungshelferin zugeteilt bekomme, die mir wirklich hilft."

Schließlich gab er einer amtsärztlichen Untersuchung nach: "Wenn man mich vier Jahre in Haft stecken will, dann los und gut ist. Dann habe ich endlich meine Ruhe." Er wolle jetzt sowieso in Rente gehen. "Das hier ist alles wie ein körperlicher Angriff auf mich. Seit der letzten Verhandlung habe ich nicht mehr geschlafen." Gleichzeitig entschuldigte er sich bei den Schöffen, die wiederholt "wegen mir umsonst gekommen sind. Beim Staatsanwalt und der Bewährungshelferin nicht, die bekommen schließlich Geld dafür." Fortsetzung: 26. September.

(hawk)
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