Leverkusen 150 Leverkusener wollen jungen Flüchtlingen helfen

Leverkusen · Mit so viel Andrang hatte der städtische Fachbereich Kinder und Jugend wohl nicht gerechnet. Beim Informationsabend über Hilfen für minderjährige Flüchtlinge platzte der Tagungsraum im Verwaltungsgebäude Goetheplatz aus allen Nähten. Rund 150 Leverkusener zeigten reges Interesse daran, für diese jungen Menschen als Pflegeeltern aufzukommen. Der Andrang war so groß, dass nicht jeder Besucher ein Info-Faltblatt mit nach Hause nehmen konnte.

"Aber wir haben tatsächlich auf viel Andrang gehofft", sagte Claudia Falk-Trude von der Beratungsstelle für Jugend- und Sozialhilfe unserer Zeitung. "Seit vergangenen Sonntag ist die Situation bei minderjährigen Flüchtlingen in Leverkusen extrem", ergänzte sie und machte deutlich, wie wichtig es ist, dass sich viele Familien in Leverkusen für minderjährige Flüchtlinge einsetzen.

"Die Jugendlichen sind zwischen 13 und 17 Jahre alt und haben sehr viel erlebt. Sie kommen aus existenzbedrohten Verhältnissen, haben eventuell Gewalt erfahren müssen. Manche von ihnen waren über ein Jahr unterwegs, saßen in Griechenland oder in der Türkei in Haft und sind mit Hilfe von Schleusern hierher gekommen", berichtete Udo Vogelfänger, Einrichtungsleiter des Jugendwohnheimes St. Engelbert. "Die Jugendlichen verfügen über sehr viel Erfahrung und sind extrem selbstständig. Sie wollen schnell Deutsch lernen und haben einen eigenen, sehr hohen Leistungsanspruch. Sie passen sich unserer Kultur sehr schnell an und sind wissbegierig", fasste er die Eigenschaften der Jugendlichen zusammen, die in erster Linie Hilfe bei Versorgung, Schulung und Teilintegration brauchen.

Allerdings können nicht alle Leverkusener als Pflegeeltern fungieren. Auch wenn der Bedarf sehr groß ist, müssen einige Anforderungen erfüllt sein. Neben Führungszeugnis, Hauptwohnsitz in Leverkusen, einem ärztlichen Attest und den räumlichen Gegebenheiten, ist die Bereitschaft und Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen nötig. "Die Pflegefamilie sollte eine Offenheit anderer Kulturen gegenüber an den Tag legen, eine Empathie entwickeln und den Menschen annehmen. Aber auch die Aufgeschlossenheit und Offenheit in der Zusammenarbeit mit den sozialen Diensten der Stadt Leverkusen sind sehr wichtig", erläuterte Angela Hillen, die Fachbereichsleiterin für Kinder und Jugend. "Und am Ende entscheidet immer noch der junge Mensch, ob er bereit ist, bei Ihnen zu leben", ergänzte Vogelfänger.

Wer Interesse hat, minderjährige Flüchtlinge in Form von Patenschaften oder Pflegeeltern zu unterstützen, der sollte sich an die Stadt Leverkusen wenden. "Eine Hotline für Pflegeeltern gibt es noch nicht, aber wir schließen das nicht aus", betonte Falk-Trude auf Nachfrage. Die Stadt Leverkusen gibt allerdings Auskünfte unter der zentralen Nummer für Flüchtlingsfragen: 0214 406-8811.

(hawk)
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