Leverkusen 200 Leverkusener wollen den Flüchtlingen ehrenamtlich helfen

Leverkusen · Über ein mangelndes Interesse konnte sich Sozialdezernent Markus Mertens wahrlich nicht beklagen. Rund 200 Interessierte sorgten für einen vollen Ratssaal - Menschen, die sich für Flüchtlinge in der Stadt engagieren wollen. Doch viele Bürger wissen nicht, wo sie helfen können; sie wollen sich aktiv einbringen, um den der Stadt zugewiesenen Flüchtlingen eine bessere Chance der Integration zu ermöglichen.

Allein das große Interesse interpretierte Mertens als Zeichen einer "positiven Willkommenskultur" in Leverkusen. Flüchtlingsrat, Kommunales Integrationszentrum, Caritas und nicht zuletzt die Stadtverwaltung selbst hatten im Vorraum des Ratssaals Informationsstände aufgebaut - eine Informations- und Kontaktbörse. Es ergaben sich zahlreiche Gespräche, Fragen konnten gleich beantwortet werden.

Und verfolgte man einige Unterhaltungen, so wurde deutlich, dass vor allem ältere Menschen - auffallend viele Rentner - mitmachen wollen. Bürger der Stadt, die sich noch lange nicht zum alten Eisen zählen und ihre Erfahrungen als Lehrer oder Erzieher gerne noch einmal für einige Stunden wöchentlich einbringen möchten. Einige Möglichkeiten wurden schon bei der Vorstellung angesprochen: Sprachförderung, Betreuung von Kindern und Jugendlichen, Hilfe bei den Ämtern, Suche nach Wohnungen. Nur die ganz persönliche Ansprache und Hilfe für jeden einzelnen Flüchtling schaffe die schnelle Integration. Derzeit werden in Leverkusen rund 2000 Flüchtlinge aus über 40 Ländern betreut. Die meisten kommen aus Syrien und dem Irak. Sie werden in Leverkusen zunächst in den zentralen Heimen wie in der Sandstraße (rund 400 Plätze) untergebracht. Kinder im Alter von sechs bis 18 Jahren sind schulpflichtig, aktuell sind es rund 380. Um gerade diesen Kindern einen schnellen Anschluss zu ermöglichen, können sich Paten einbringen, die mit ihnen zusätzlich die Sprache üben und bei den Hausaufgaben helfen. Dabei ist es erstaunlich, wie schnell die Kinder hier vorankommen. Zudem werden schnell Ängste abgebaut.

Die Kontaktbörse im Rathaus diente dazu, Angebot und Nachfrage für ein bürgerschaftliches Engagement abzustimmen. Zumindest dieser Ansatz kann bei dem regen Interesse schon mal als gelungen bezeichnet werden. Wie wichtig das ist, zeigt die stark steigende Zahl von Flüchtlingen in Leverkusen: im Dezember 2013 waren es noch rund 1 600, ein Jahr später bereits gut 400 Menschen mehr.

Die Stadt Leverkusen hat, wie alle Kommunen im Land, die Pflicht, die Flüchtlinge unterzubringen, sie mit dem Lebensnotwendigen zu versorgen, sie sozial zu unterstützen und zu beraten. Die Flüchtlinge in Deutschland werden nach dem sogenannten "Königssteiner Schlüssel" verteilt. Wegen der steigenden Zahlen erfolgt die Zuweisung an die Kommunen mitunter sehr schnell, oft mit einer Vorlaufzeit von nur wenigen Tagen.

(sg-)
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