Bund will Brücken in NRW sanieren 2023 ist die neue A1-Rheinbrücke fertig

Leverkusen · Der Neubau der A 1-Brücke über den Rhein bei Leverkusen soll ab 2020 befahrbar sein. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt will rund 250 Millionen Euro aus Bundesmitteln für kaputte Brücken im Land bereitstellen.

Es hallt im Bauch der Leverkusener A 1-Brücke, als NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) und sein Amtskollege auf Bundesebene, Alexander Dobrindt (CSU), sich die Schäden am Bauwerk zeigen lassen. Wenn das reißt, erklärt ihnen Brückenkonstrukteur Norbert Palme und zeigt dabei auf Schweißnähte an der Decke, dann hätte das fatale Folgen für die Tragfähigkeit der Brücke. Keine zwei Meter über den beiden Ministern fahren die Autos über die Autobahn Richtung Koblenz. Das sei schon beeindruckend, stellte Dobrindt fest.

Der Bundesverkehrsminister kündigte bei seinem gestrigen Besuch der maroden Rheinüberquerung an, dass er die Sanierungen alter Autobahnbrücken in NRW vorantreiben wolle. "Ein Viertel des eine Milliarde Euro umfassenden Brückensanierungsprogramm des Bundes für 2015 bis 2017 soll nach NRW fließen", erklärte Dobrindt. Doch Experten halten die Summe von 250 Millionen Euro für viel zu gering. "Allein um die derzeitigen Brücken und Straßen sanieren und instandhalten zu können, benötigen wir rund 4,5 Milliarden Euro", erklärte ein Mitarbeiter aus dem Verkehrsministerium. So kostet allein der Neubau der Leverkusener Rheinbrücke 450 Millionen Euro.

Alexander Dobrindt und Michael Groschek an A1-Rheinbrücke Leverkusen
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Dobrindt und Groschek an A1-Rheinbrücke Leverkusen

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Foto: dpa, obe soe

Die marode Rheinüberquerung soll bis 2020 durch einen Neubau ersetzt werden. Der Baubeginn ist für 2017 vorgesehen. "Es darf zu keinen vermeidbaren Verzögerungen kommen", sagte Groschek. Damit meint er mögliche Anwohnerklagen gegen das Bauvorhaben. Diese sollen möglichst durch eine Änderung des Fernstraßengesetzes (Paragraf 17E) eingedämmt werden. Dadurch sind die Möglichkeiten zur Beschwerde eingeschränkt. Groschek nennt diese Gesetzesänderung die "Lex Leverkusen". "Wir können es uns nicht leisten, durch Klagewellen das Risiko einer Vollsperrung einzugehen", mahnte der NRW-Minister.

Fertiggestellt werden soll der millionenschwere Neubau in zwei Teilen. Zunächst wird die neue Brücke, die parallel zur alten errichtet wird, 2020 eingeschränkt für den Verkehr freigegeben. Vollständig fertig sein wird sie mit zusätzlichen Schallschutzwänden und Spuren jedoch erst 2023. Die Ingenieure des für den Bau zuständigen Landesbetrieb Straßen NRW können nicht mit Gewissheit sagen, ob die Brücke bis dahin überhaupt stabil bleiben wird.

Spezialgruppe kontrolliert an A1-Rheinbrücke
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Spezialgruppe kontrolliert an A1-Rheinbrücke

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Foto: irz

Fast monatlich werden bei den Instandsetzungsmaßnahmen weitere gravierende Risse im Beton- und Stahlwerk entdeckt. Erst vor kurzem wurde ein völlig neuer Schadenstypus gefunden: Risse in den Seilkammern. "Dabei besteht die Gefahr eines reißverschlussartigen Versagens der Schweißnähte", erklärt Norbert Palme von Straßen NRW. "Dann wäre die gesamte Standsicherheit des Bauwerks gefährdet." Leverkusens Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn (CDU) ist besorgt: "Die Brücke kann jederzeit ihren Dienst quittieren."

Die fast 50 Jahre alte Rheinbrücke ist so marode, dass sie für Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht über 3,5 Tonnen gesperrt ist. Wer sich über das Verbot hinwegsetzt, wird mit einem Bußgeld von 75 Euro belegt. Wiederholungstätern droht die Fahrzeugstilllegung. Jedoch fahren weiterhin täglich bis zu 1000 Lastwagen über die Brücke. "Sie gefährden durch diese Fahrlässigkeit die Reparaturarbeiten", sagt Groschek. Darüber hinaus gilt dort Tempo 60, um Schwingungen einzudämmen, durch die die Statik gefährdet wird.

Neue Schäden an Rheinbrücke: Blick in Seilkammer
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Neue Schäden an Rheinbrücke: Blick in Seilkammer

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Foto: Straßen.NRW

Die Leverkusener Brücke ist nicht das einzige Sorgenkind. Probleme bereitet auch die baugleiche - Zwillingsbrücke genannte Rheinüberquerung (A 40) in Duisburg. Sie ist ebenfalls marode. Ein möglicher Neubau wird bereits geplant. Für Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD) wäre eine Sperrung der Brücke, die den Niederrhein mit dem Ruhrgebiet verbindet, ein Schreckensszenario. "Das möchte ich mir gar nicht vorstellen. Es wäre fatal für den Logistikstandort Duisburg und die gesamte Region." Ebenfalls neu gebaut werden muss die Brücke im Autobahnkreuz Hilden. Wegen massiver Haarrisse im Beton hat Straßen NRW bereits mit den Planungen für einen Neubau begonnen. Im Kreuz Hilden queren sich die A 3 und die A 46. Schon jetzt sagen Experten voraus, dass diese Baumaßnahme zu Staus in der Region führen werde. Ein Baubeginn, der für 2017 anvisiert ist, werde abgestimmt mit der Großbaustelle Leverkusener Rheinbrücke, damit die Beeinträchtigungen für den Verkehr nicht zu groß seien, erklärt ein Projektleiter von Straßen NRW.

(RP)
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