Leverkusen 300 Einwendungen gegen A1-Brückenplanung

Leverkusen · Der Neubau der Leverkusener Rheinbrücke macht vielen Kritikern besonders wegen der Altlast Dhünnaue Angst.

 Modell der neuen Brücke: Der Gedanke, dass die Pfeiler tief in der Altlast-Deponie Dhünnaue gründen sollen, bewegt einen Großteil der Kritiker.

Modell der neuen Brücke: Der Gedanke, dass die Pfeiler tief in der Altlast-Deponie Dhünnaue gründen sollen, bewegt einen Großteil der Kritiker.

Foto: straßen.nrw

Einen Monat lang haben die Pläne öffentlich ausgelegen. Weitere zwei Wochen lang konnten Behörden und Bürger ihre Argumente gegen den Neubau der Leverkusener Rheinbrücke vorbringen. Jetzt steht fest: Insgesamt 300 Einwendungen sind bis zum Ende der Frist bei der Bezirksregierung Köln eingegangen. Dies bestätigte die Planungsbehörde Straßen.NRW gestern.

Viele Anfragen zum Bauvorhaben, das bereits im kommenden Jahr starten soll, betreffen demnach die Altablagerungsfläche Dhünnaue, auf der Bauschutt, Bayer-Chemieabfälle und andere Stoffe seit Jahren gut in Folie verpackt lagern. Der Gedanke, dass Brückenpfeiler und Straßenkörper nun tief in dieser Deponie gründen sollen und die Folie dafür durchlöchert wird, bewegt einen Großteil der Kritiker.

Eine Zahl macht die ganze Dimension des Vorhabens deutlich: Insgesamt fallen etwa 88.000 Kubikmeter Deponieabfälle aus der Dhünnaue an, die entsorgt werden müssen.

 So stark wächst der Verkehr

So stark wächst der Verkehr

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Straßen.NRW schreibt dazu in der neuesten Ausgabe ihres Info-Flyers "Dialog", der an diesem Wochenende in die Briefkästen Tausender Leverkusener wandert: "Es muss zum Teil in der belasteten Fläche gebohrt werden, denn hier werden dann die neuen Bauwerke des Autobahnkreuzes Leverkusen-West gebaut. Die Gründungen hierfür erfolgen im tragfähigen Erdreich unter den Deponieablagerungen" (siehe auch Abbildung unten "So tief greift die Brücke in die Altlast-Deponie ein").

Die Planungsbehörde teilt die Bedenken der Bürger indes nicht - sie hat nach eigener Aussage "im Vorfeld umfangreiche Sicherungskonzepte erarbeitet, die Teil der Planfeststellungsunterlagen sind und einen sicheren Verlauf der Baumaßnahme gewährleisten".

Weiterer oft genannte Kritikpunkte in den Einwendungen:

Lärmschutz Lärmschutzwände und lärmmindernder Asphalt sollen eine deutliche Verbesserung zur aktuellen Lage bringen. Einige Anlieger haben zusätzlich Anspruch auf isolierende Fenster und Lüfter. Sie werden von Straßen.NRW automatisch angeschrieben.

Kosten Weil in den Planfeststellungsunterlagen keine Kosten angegeben sind, regt sich ebenfalls Kritik. Die Vorgehensweise ist laut Straßen.NRW jedoch gängige Praxis, da die Baukosten nicht von der Bezirksregierung genehmigt werden. Derzeit seien für den Neubau rund 600 Millionen Euro veranschlagt.

Die demnächst höhere Zahl der Fahrstreifen ist ein weiterer Punkt in den Einwendungen.

Die Leverkusener Bürgerliste stellte jetzt eine neue Variante vor, mit der sie die Problematik rund um den Ausbau des Leverkusener Kreuzes lösen will. Danach soll zwar immer noch ein Tunnel gebaut werden, der sich auf 6,6 Kilometer mit je drei Fahrspuren zwischen dem Kreuz Köln-Niehl und Alkenrath erstreckt - aber nur für Fernverkehr.

Denn, und das ist die Neuheit in der Bürgerlisten-Planungswelt: Die Brücke entfällt nicht komplett, sondern bleibt bestehen. Und zwar, um den Regionalverkehr und Gefahrguttransporte aufzunehmen. Ulrich Rehm, Tunnelbauspezialist aus Lahr im Schwarzwald, betonte bei der Präsentation der Idee: "Hochgefährliche Stoffe wollen wir aus dem Tunnel raushalten." Weil dieser den größten Teil des Verkehrs aufnehme, seien zwei Fahrspuren in jede Richtung auf der Brücke ausreichend. Mit Brücke und Tunnel ständen insgesamt zehn Fahrspuren zur Verfügung, was mehr Frequenz bringe, als Straßen.NRW plane.

(RP)
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