Leverkusen 500 Schüler können kein Deutsch

Leverkusen · Normaler Unterricht ist für sie kaum möglich. Eine gleichmäßige Verteilung der Kinder auf die Schulen fällt schwer.

241 Kinder ohne deutsche Sprachkenntnisse besuchen zurzeit Leverkusener Grundschulen, berichtete Schulrätin Carolin Maus im Schulausschuss. Nicht alle dieser "Seiteneinsteiger" seien Flüchtlingskinder. Zur schnelleren Integration sollen die Kinder auf bestehende Klassen verteilt werden. Rein rechnerisch könnten alle Leverkusener Grundschulen auch bis zu 408 Kinder ohne Deutschkenntnisse aufnehmen, wenn auf jede Klasse zwei kämen. Bei drei pro Klasse wären es sogar 502.

Doch die gleichmäßige Verteilung sei ein Problem. Die beiden Opladener Grundschulen meldeten vor einigen Wochen an die Schulverwaltung: Bei uns ist alles voll. In diesem Stadtteil gab es schon vor der Flüchtlingswelle einen relativ hohen Anteil an nicht Deutsch sprechenden Kindern, erklärt Maus. Das liege daran, dass die Unterkunft Sandstraße mit Familien belegt sei. Anders sehe die Situation in Stadtteilen mit Unterkünften für alleinreisende Männer aus.

Grundsätzlich sei es wünschenswert, dass die ausländischen Grundschulkinder zu Fuß in die nächste Schule gehen können. Weil das aber praktisch nicht möglich sei, hätten die Schulen Netzwerke zur Umverteilung gebildet. In einigen Fällen müssten deswegen Fahrdienste eingerichtet werden.

Eingeschult werden Flüchtlingskinder zwei bis drei Wochen nach ihrer Ankunft, selbst wenn die Einschulungsuntersuchung noch bevorsteht. Das Signal lautet: In Deutschland herrscht Schulpflicht.

Das gilt auch für die älteren Kinder - nach Angaben von Schulrat Thomas Wieners sind dies weitere rund 250 Mädchen und Jungen -, die allerdings nicht sofort in bestehenden Klassen aufgenommen, sondern bis zu zwei Jahre in Vorbereitungsklassen hauptsächlich in Deutsch unterrichtet werden. In dieser Zeit werden Leistungsstand und individuelle Möglichkeiten ermittelt. Da sei vom Analphabeten bis zum Hochbegabten alles dabei, berichtet Carolin Maus. Nach derzeitiger Gesetzeslage können die Schüler später nur an Gesamt- und Sekundarschulen vermittelt werden, wo jeder Bildungsabschluss möglich ist. Also nicht an Haupt- und Realschulen oder Gymnasien. Ein Problem, mit dem Leverkusen nicht alleine sei. Schulaufsicht und Ministerium arbeiten derzeit an einer Lösung, sagt Maus. Etwas Zeit bleibt noch, bis die ersten Schüler aus den Vorbereitungsklassen entlassen werden.

Darüber hinaus ist laut Schulrat Wieners in Leverkusen eine Klasse für Jugendliche ab 15 Jahren in Planung, die nicht lesen und schreiben können. "Wir haben knapp 20 Schüler in der Warteschleife", berichtet er.

(mkl)
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