Leverkusen 5001. Ruhebank - mit bester Sicht auf die Beinah-Unfälle

Leverkusen · Am Kreisverkehr Berliner Platz soll eine Sitzbank aufgestellt werden. Die RP testete Lärm, Geruch, Ausblick und Passanten-Reaktionen.

 RP-Redakteurin Gundhild Tillmanns saß gestern schon einmal Probe am Berliner Platz. Hier soll bald eine Ruhebank platziert werden.

RP-Redakteurin Gundhild Tillmanns saß gestern schon einmal Probe am Berliner Platz. Hier soll bald eine Ruhebank platziert werden.

Foto: Uwe Miserius

Nicht auf die lange Bank will die Bezirksvertretung Opladen eine neue Sitzbank Am Kreisverkehr Berliner Platz schieben. Die soll dort für 1400 Euro alsbald aufgestellt werden: So hat es die Bezirksvertretung zum großen Ärger von FDP-Ratsherr Friedrich Busch beschlossen. Der hält diese Bank nicht nur für Geldverschwendung, sondern auch für einen "Schildbürgerstreich", wie er in der Bezirksvertretung kundtat. Die Stelle sei sogar gefährlich. Außerdem stinkt sie ihm im Wortsinne: "Der Standort eignet sich hervorragend, um die Auspuffgase der Autos einatmen zu können. Allerdings gewährt der Standort einen guten Blick auf die zahlreichen Beinahe- Zusammenstöße im Kreisverkehr. Von daher besteht aber die Gefahr von Schmerzen durch das ständige Kopfschütteln, wie es eine Verwaltung fertig gebracht hat, solch einen Kreisverkehr überhaupt zu bauen", sagt Busch.

Die RP machte den Test vor Ort und ging der Frage nach: Ist eine Bank am Kreisverkehr unsinnig, oder ist sie an dieser Stelle ein geeigneter Platz, um beim Einkaufen zu rasten und dabei auf das Denkmal auf dem Berliner Platz und die Kirche zu blicken? So hatte die Stadtverwaltung diese neue Sitzbank "verkauft". Denkmal und Kirche im Blick, Lkw, Busse und knatternde Mopeds in den Ohren sitzen wir nun da auf einem Stühlchen, wo bald die Bank stehen soll. Passanten haben es eilig, vorbei zu kommen, riskieren ein, zwei unverständige Blicke. "Die Stadt möchte hier eine Bank aufstellen, würden Sie sich hier hinsetzen?", werden sie gefragt. Ungläubiges Starren, bei einigen fast Schreckstarre, manche grinsen: "Eher nicht, das macht doch wohl keinen Sinn", sagt ein junger Mann und schüttelt den Kopf.

Nun nahen aber auch potenzielle Nutzer, wie sie sich die Stadt vorstellt: zwei Senioren mit Einkaufstüten bepackt. Doch auch sie schütteln die Köpfe: "Hier hinsetzen?" Wer Ruhe erwartet, ist am Kreisverkehr natürlich falsch. Bleibt das unvermeidbare Rasten mit schweren Einkaufstüten und das Beobachten des Verkehrs im Kreisel. Spannend ist's schon, wie sich dort mehr oder weniger geschickt eingefädelt wird. Und manchmal wird es ganz schön eng. So würde die Sitzbank an besagter neuralgischer Stelle womöglich auch bisweilen zu einem Live-Zeugenstand, wenn's mal wieder kracht.

Die FDP-Ratsgruppe will diese Bank nun aber nicht "auf sich sitzenlassen" und kündigt einen Antrag an die Bezirksvertretung Opladen an. Die möge die Stadtverwaltung beauftragen, Gespräche mit der Bielertkirchengemeinde zu führen. Denn Busch schlägt als Alternativstandort die Aufstellung einer Bank im Park der Bielertkirche vor. Der müsste dann aber freigegeben und von der Stadtverwaltung gepflegt werden, fordert Busch.

Das ist allerdings auch der Standort, wo es früher eine Bank gab, die hauptsächlich von Trinkern genutzt wurde. Die Bielertkirchengemeinde war es leid, jeden Morgen die Reste der Gelage wegräumen zu müssen und hatte den Park deshalb geschlossen.

Übrigens gibt es nach Schätzungen der Stadtverwaltung insgesamt etwa 5000 Sitzbänke in Leverkusen im öffentlichen Raum, die am Kreisverkehr hätte ein Alleinstellungsmerkmal.

Ein Video vom Sitz- und Lärmtest am Kreisverkehr ist unter www.rp-online.de/leverkusen zu hören und sehen.

(RP)
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