Leverkusen 70 Jahre Mitglied in der Gewerkschaft Verdi

Leverkusen · Mit einem zaghaften Lächeln tritt Willi Zimpel in die Mitte des Raums des Haus Reuschenberg vor rund 30 Gäste, schüttelt hier ein paar Hände, nimmt dort Glückwünsche entgegen. Wenn der Mann, der in dieser Woche für seine 70-jährige Mitgliedschaft in der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi geehrt wurde, erzählt, dass er in Leverkusen bei einer großen Versicherung gearbeitet hat, könnte fast der Eindruck eines alltäglichen Lebens gewinnen.

 Unter anderem Willi Zimpel (l.) und Wilhelm Frömbgen (2.v.r.) wurden von Verdi-Bezirksgeschäftsführerin Sabine Hilgenberg und Klaus Hebert-Okon (Verdi-Bezirksvorsitzender (2.v.l.) geehrt.

Unter anderem Willi Zimpel (l.) und Wilhelm Frömbgen (2.v.r.) wurden von Verdi-Bezirksgeschäftsführerin Sabine Hilgenberg und Klaus Hebert-Okon (Verdi-Bezirksvorsitzender (2.v.l.) geehrt.

Foto: Ralph MAtzerath

Doch hat der Leverkusener, der im kommenden Jahr seinen 90. Geburtstag feiert, einiges erlebt, ein bewegtes Leben liegt hinter ihm. Ursprünglich stammt Zimpel aus Ostdeutschland, kam 1945 nach Opladen. Den Krieg unter Adolf Hitler erlebte er hautnah mit. "Als ich 1945 in Pommern aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wurde, musste ich mir ein neues Zuhause suchen", erzählt er. Die Wahl fiel auf den Westen - genauer: Opladen. Der Onkel des damals 18-Jährigen arbeitete als Bauunternehmer und errichtete hier Gebäude. Dort kam Zimpel unter.

Fortan arbeitete er für eine große Versicherung. Dass er in die Gewerkschaft der öffentlichen Dienste (ÖTV) - ein Vorläufer von Verdi - eintrat, entstand allerdings keinesfalls aus eigenem Antrieb. "Am 5. Juli 1946 fing ich an, schon 14 Tage später lag eine Aufnahmeforderung für die ÖTV auf meinen Tisch - die wanderte sofort in den Papierkorb", sagt Zimpel. Einige Tage später habe er das gleiche Formular wieder auf seinem Platz vorgefunden. Die Botschaft: Entweder er steige ein, oder er könne wieder gehen. Sodann wurde aus einem erzwungenen Einstieg 70 Jahre Mitgliedschaft. Und nicht nur die wurde in kleinem Kreis gefeiert. Nicht weniger erstaunt zeigten sich die Anwesenden ob des 60-jährigen Engagements von Wilhelm Frömbgen. Dass Menschen derart lange Mitglied in der Vereinigung bleiben, ist laut Wolfgang Uellenberg-van Dawen von der Verdi-Bundesverwaltung jedoch rückgängig. Zwar treten weiterhin junge Leute bei, haben diese mit 30 Jahre eine Familie, würden viele austreten - um einige Jahre später ihre Mitgliedschaft wiederaufzunehmen.

Außerdem wurden an dem Abend 26 Jubilare geehrt - für 25, 40 und 50 Jahre Mitgliedschaft.

(brü)
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