Leverkusen 90-Tonner missachten Verbot auf A1-Rheinbrücke

Leverkusen · Fachleute schlagen Alarm: Pro Monat und Richtung fahren 600 zu schwere Laster über das Bauwerk. Die Polizei will stärker kontrollieren.

 Die Rheinbrücke schwingt zu stark, warnen Fachleute. Unser Fotograf hat die nicht sichtbaren Schwingungen optisch in Szene gesetzt.

Die Rheinbrücke schwingt zu stark, warnen Fachleute. Unser Fotograf hat die nicht sichtbaren Schwingungen optisch in Szene gesetzt.

Foto: RP-Foto/Montage. UM

Es könnten neue Verkehrseinschränkungen auf der Rheinbrücke drohen — denn das Bauwerk schwingt zu viel. Sagt die Autobahnbehörde Straßen.NRW. Die Grenzwerte bei Achslasten — auf der Brücke ist derzeit eine Achslast von 11,5 Tonnen erlaubt — "werden regelmäßig überschritten", meldet die Behörde. Konkret: "Bis zu 600 Mal monatlich je Fahrtrichtung werden die derzeit gültigen Gewichtsgrenzen für Fahrzeuge auf der Rheinbrücke überschritten."

Diese Zahlen sind das Ergebnis einer Auswertung von Messstellen-Daten, die Straßen.NRW seit Frühjahr 2013 bis jetzt verglichen hat. "Seit vergangenem Jahr holen wir regelmäßig über Monitoring-Systeme diese Daten ein", sagt Straßen.NRW-Sprecher Bernd Löchter. "Jetzt haben die Fachleute gesagt: So kann es nicht weitergehen. Es müssen alle mitspielen, wenn wir das Risiko eingrenzen wollen, dass neue Risse entstehen und alte wieder aufplatzen."

Zugelassen ist die Brücke für Fahrzeuge mit einem maximalen Gesamtgewicht von 44 Tonnen. "Wenn die Gewichtsobergrenze nicht eingehalten wird, verkürzt das die Lebensdauer der Brücke", betont die Autobahnbehörde. "Damit drohen auch erneute Verkehrseinschränkungen." Die gibt es seit Auftauchen der Schäden ab und an an den Wochenenden, wenn die Autobahnbehörde wegen anspruchsvollerer Reparaturarbeiten einzelne Fahrspuren auf der Brücke sperren lässt.

Im schlimmsten Falle könnte es aber erneut so ähnlich kommen, wie Ende 2012: Damals hatte NRW-Verkehrsminister Michael Groschek die Rheinquerung für rund drei Monate für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen sperren lassen — damit Risse an den Brückenträgern geschweißt werden können, die Brücke zunächst entlastet wird und nicht für den gesamten Verkehr gesperrt werden muss. "Das will natürlich kein Mensch noch mal, auch wir nicht", betont Löchter. Es bleibt aber eine Option. Straßen.NRW müsse die Lebensdauer der Brücke im Auge behalten. Das tut auch das NRW-Verkehrsministerium. "Im Augenblick ist in Sachen Sperrung aber noch nichts geplant", betont Bernhard Meier, Sprecher im NRW-Verkehrsministerium.

Seit der Sperrung 2012/13 ist die Rheinüberquerung für Fahrzeuge über 44 Tonnen verboten. Denn: Bei fortlaufender Überlastung drohen die Schweißstellen wieder aufzureißen, und es können weitere Schäden auftreten. "Der Grund dafür sind die starken Schwingungen und Überbeanspruchungen des Materials, die beim Überschreiten der zulässigen Achslasten entstehen", erläutert Löchter. "Die Messergebnisse der aktuellen Auswertung lassen den Schluss zu, dass Transporte mit einem Gewicht von bis zu 90 Tonnen in den vergangenen Monaten die Brücke überfahren haben." Das sei eine "ziemliche Hausnummer", sagt auch Meier: "Das wäre so, als ob jemand in seinen fünfsitzigen Pkw zehn, elf Leute reinpackt." Die Lkw bis zu 90 Tonnen seien zudem nicht nur zu schwer für die Brücke, sondern hätten durch das Gewicht im Nacken einen extrem langen Bremsweg. Das sei auch straßenverkehrsrechtlich ein Thema.

Den Mega-Brummis will die Polizei — nach Gesprächen mit Straßen.NRW — Einhalt gebieten. Es soll verstärkte Kontrollen geben, kündigte die Behörde am Montag an.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort