Leverkusen A1-Brücke: Tempo 40 bremst Verkehr aus

Leverkusen · Eine neue Schranken-Anlage soll schwere Lkw vor der maroden Leverkusener Rheinbrücke stoppen. Der ADAC fürchtet mehr Staus. Generell gilt nämlich künftig Tempo 40. Rechtsexperten sehen in Lkw-Fahrverboten bessere Abschreckung.

 Dieses Bild zeigt die A1 bei Leverkusen kurz vor der Rheinbrücke während der Sperrung am vergangenen Wochenende. Sind lange Staus auf dem Teilstück bald Dauerzustand?

Dieses Bild zeigt die A1 bei Leverkusen kurz vor der Rheinbrücke während der Sperrung am vergangenen Wochenende. Sind lange Staus auf dem Teilstück bald Dauerzustand?

Foto: Uwe Miserius

Weil täglich rund 150 Lkw-Fahrer das Verbot für Schwerlaster auf der maroden A1-Rheinbrücke bei Leverkusen ignorieren, sollen dort künftig automatische Sperren errichtet werden. Dies gab NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) gestern in Düsseldorf bekannt.

Leverkusen: A1-Brücke: Tempo 40 bremst Verkehr aus
Foto: VOLKMANN & ROSSBACH

Eine Maßnahme, die von der Leverkusener Stadtspitze gestern ausdrücklich begrüßt wurde: "Das Vorhaben des Landes, das weitere widerrechtliche und schädigende Befahren durch Lkw zu verhindern, ist richtig und unabdingbar. Der Zustand der Rheinbrücke ist mehr als besorgniserregend", betonte Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD). Er setze darauf, dass die angekündigten Maßnahmen bei den Speditionen und Lkw-Fahrern rasch eine abschreckende Wirkung zeigen, damit möglichst wenig Rückstaus durch ein Auslösen des Sperrsystems entstehen, sagte er.

Das sehen Experten indes grundlegend anders. So warnt der ADAC, bei der Umsetzung der Sperren müsse die Bedeutung der Leverkusener Brücke als wichtiger Verkehrsknotenpunkt berücksichtigt werden. Auf dem stark frequentierten Autobahnabschnitt dürfen nach Ansicht des Automobilclubs keine zusätzlichen Staus erzeugt werden. "Seitenbegrenzungen, an denen sich Lkw festfahren können, sind deshalb problematisch", sagt Verkehrsexperte Dr. Roman Suthold: "Wird ein Lkw durch eine Schranke gestoppt, muss sichergestellt werden, dass er zügig abgeleitet wird."

Auf der A1 werden jeweils vor der letzten Ausfahrt baulich mit Trennwänden eingeengte Schleusen auf einer Länge von etwa 200 Metern errichtet. Die zulässige Geschwindigkeit wird dort auf 40 km/h reduziert.

Das Tempolimit sorgte gestern in Internetforen für teils heftige Proteste. Anstatt den allgemeinen Verkehr weiter zu behindern, müsse man die Lkw beschlagnahmen, schon aus erzieherischen Gründen, und erst nach Zahlung eines hohen Bußgeldes wieder herausgeben, lauteten diverse Forderungen im Netz.

"Geht leider nicht", sagt der Verkehrsrechtler Michael Giesen. Der Fachanwalt weist darauf hin, dass kein Fahrzeug unverhältnismäßig festgehalten werden darf: "Und mit Bußgeldern trifft man immer nur die Fahrer - das hält Spediteure nicht im Geringsten ab.

Giesen plädiert für eine Gesetzesänderung: "Wer künftig gesperrte Brücken missachtet, könnte dann mit Fahrverbot bestraft werden." Das träfe die Schwarzen Schafe empfindlich.

Der Schwerlastverkehr gilt als Hauptverursacher der immer wiederkehrenden Schäden an der Leverkusener Brücke. Erst in der vergangenen Woche war das rund 50 Jahre alte Bauwerk erneut mehrere Tage lang gesperrt, weil Arbeiter insgesamt 81 Stellen ausbessern mussten - vor allem einen 40 Zentimeter langen Riss an einer Seilverankerung.

Angesichts der hohen Zahl an Gewichtsverstößen hat sich im NRW-Verkehrsministerium die Sichtweise zu möglichen Staus durch eine Schranken-Anlage offenbar grundlegend gewandelt.

Denn Vorläufersysteme wurden bereits in Rheinland-Pfalz auf der Schiersteiner Brücke betrieben, die den Rhein zwischen Mainz und Wiesbaden überspannt. Darauf im Juli vergangenen Jahres angesprochen, wehrte ein Ministeriumssprecher für die A1 noch ab: Je nach Ereignis-Lage werde die Brücke in Wiesbaden oder Mainz zwischen fünf und zehn Minuten gesperrt, wenn Lkw heruntergeleitet werden, betonte er seinerzeit: "Bei den Verkehrsmengen, die Tag für Tag am Leverkusener Kreuz auftauchen, wäre so etwas absolut tödlich."

Ob dies so ist, davon können sich Verkehrsteilnehmer ab Ende September/Anfang Oktober täglich selbst überzeugen.

(RP)
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