Leverkusen A1-Brückenbau: Chempark drückt aufs Tempo

Leverkusen · Die neuen Meldungen über Risse an der A1-Autobahnbrücke bei Leverkusen haben landauf, landab für Entsetzen gesorgt. In Leverkusen selbst äußert sich vor allem Chempark- Leiter Dr. Ernst Grigat kritisch. Das Innenministerium NRW beteuert, alle rechtlichen Mittel ausgeschöpft zu haben, um Lkw-Fahrer von der maroden Brücke fernzuhalten.

 In diesen Seilkammern, in denen die Tragseile an der Brücke verankert sind, hatten die Fachleute alle Schweißnähte freigelegt und begutachtet. Dabei wurden neue Risse entdeckt. Die jetzt verlegten, extra verschraubten Platten sollen die Stabilität verbessern. Das war vorher angeordnet worden.

In diesen Seilkammern, in denen die Tragseile an der Brücke verankert sind, hatten die Fachleute alle Schweißnähte freigelegt und begutachtet. Dabei wurden neue Risse entdeckt. Die jetzt verlegten, extra verschraubten Platten sollen die Stabilität verbessern. Das war vorher angeordnet worden.

Foto: Uwe Miserius

Die Nachrichten über neue Risse an der A1-Autobahnbrücke bei Leverkusen haben die Verkehrs-Experten bundesweit in Aufruhr versetzt. Die Katastrophe - eine Vollsperrung der Brücke - rückt immer näher. Vor unabsehbaren Konsequenzen einer solchen Entwicklung hat nun auch Chempark- Leiter Dr. Ernst Grigat gewarnt.

In einer Stellungnahme betonte er jetzt: "Oberstes Ziel muss es sein, dass die Brücke dauerhaft geöffnet bleiben kann. Eine Vollsperrung muss mit allen Mitteln vermieden werden."

Die verlängerte Sperrung der Autobahnbrücke für Lastwagen zeige, dass der Bau einer neuen Autobahnbrücke noch wichtiger sei als bisher eingeschätzt, sagt Grigat: "Es muss geprüft werden, ob der Neubau beschleunigt werden kann. Das Ziel, die neue Brücke 2020 fertigzustellen, muss das Minimalziel sein." Dann soll nach offiziellen Angaben der erste Abschnitt der neuen Autobahnbrücke fertig sein.

Alexander Dobrindt und Michael Groschek an A1-Rheinbrücke Leverkusen
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Dobrindt und Groschek an A1-Rheinbrücke Leverkusen

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Foto: dpa, obe soe

In den Seilkammern der Brücke hatten die Fachleute alle Schweißnähte freigelegt und begutachtet. Dabei wurden neue Risse entdeckt. NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) entschied daraufhin, das Verbot für Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen (auch Wohnwagengespanne) bleibe bis Mitte kommenden Jahres in Kraft.

Ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Innenministeriums versicherte gestern, man schöpfe zurzeit "alle Mittel aus, die uns rechtlich zur Verfügung stehen, um Lkw-Fahrer und andere, deren Fahrzeuge das zulässige Gesamtgewicht überschreitet, davon abzuhalten, auf die Brücke zu fahren." Die Entwicklung gebe den bisherigen Maßnahmen auch durchaus recht: Immerhin habe sich die Zahl der Gewichtsverstöße von anfangs 1800 pro Tag auf nunmehr etwa 500 reduziert. "Gleichwohl ist das noch viel zu viel", betont der Ministeriums-Sprecher: "Ich kann nur an alle appellieren, das Verbot nicht auf die leichte Schulter zu nehmen", sagt er: "Jeder, der unbefugt über diese Brücke fährt, fügt ihr Schaden zu - schadet letztlich aber auch sich selbst." Denn sollte man wirklich zu dem letzten Mittel der Brückensperrung für den Gesamtverkehr greifen müssen, seien auch die beratungsresistenten Brummi-Fahrer betroffen.

Neue Schäden an Rheinbrücke: Blick in Seilkammer
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Neue Schäden an Rheinbrücke: Blick in Seilkammer

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Foto: Straßen.NRW

Während die Politik nach wie vor an den guten Willen der Verkehrsteilnehmer appelliert, macht sich die Wirtschaft eigene Gedanken. "Eine gut funktionierende Infrastruktur ist die Basis für alle weiteren Geschäftsaktivitäten und hat daher auch für unsere Standorte eine enorme Bedeutung", sagt Chempark-Leiter Grigat. Wenn solche Mängel nicht in den nächsten Jahren beseitigt würden, werde das ansonsten positive Image des Landes weiter Schaden nehmen. Die Politik könne es sich nicht leisten, nicht in Infrastruktur zu investieren.

Der Chempark ist einer der Hauptnutzer der Autobahnbrücke: Normalerweise fahren dort rund 500 Lkw aus den Standorten Leverkusen und Dormagen über den Rhein. Auch während der Sperrung erreichen zwar alle das Ziel, die Fuhren brauchen jedoch länger und werden teurer. Der aufgrund der Sperrung entstandene volkswirtschaftliche Schaden liegt Grigat zufolge täglich im mittleren fünfstelligen Bereich.

(RP)
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