Friedrich Jonas A3 soll 6000-Meter-Tunnel erhalten

Leverkusen · In Manfort demonstrieren Bürger morgen gegen eine oberirdische Erweiterung der Autobahn 3 und für einen Tunnel. Die Interessengemeinschaft Schleswig-Holstein-Siedlung ruft dazu auf. Wir sprachen mit dem Vorsitzenden, Friedrich Jonas.

 Friedrich Jonas

Friedrich Jonas

Foto: um (Archiv)

Sie demonstrieren tatsächlich für einen Tunnel beim Ausbau der Autobahn 3 und meinen nicht die A 1?

Jonas Ja, das ist richtig. Viele haben jetzt nur die A 1 im Blick, aber auch die A 3 soll die nächsten Jahre ausgebaut werden. Anders als beim A-1-Ausbau laufen bei der A 3 noch die Planungen, so dass wir gute Chancen haben, Einfluss zu nehmen.

Wo genau soll der Tunnel hin?

Jonas Wir fordern einen Durchfahrtstunnel im Leverkusener Kreuz auf der Nord-Süd-Achse der A 3. Damit würde die Autobahn in ihrer jetzigen Breite ausreichen und müsste nicht verbreitert werden, weil dann ja schon ein Großteil des Verkehrs unterirdisch fließt. Und weil es bei dem Durchfahrtstunnel keine Abzweigungen gäbe, wäre er sogar für Gefahrguttransporte tauglich.

Was ist das Problem einer A-3-Erweiterung?

Jonas Straßen NRW hat keinen Platz dafür. Auf Leverkusener Stadtgebiet müssten elf Privathäuser abgerissen werden, und auch die Syltstraße würde zum Opfer fallen. Das wollen wir verhindern. Außerdem befürchten wir durch die oberirdische Erweiterung um mehrere Spuren eine größere Belastung an Feinstaub und Stickoxid, ebenso eine sehr viel höhere Lärmbelästigung.

Ist Ihr Haus auch vom Abriss betroffen?

Jonas Nein, aber ich wohne in der betroffenen Schleswig-Holstein-Siedlung.

Wäre ein Durchfahrtstunnel für den Fernverkehr denn umsetzbar?

Jonas Die Machbarkeitsstudie läuft noch. Wir haben unser Anliegen beim früheren NRW-Verkehrsminister Michael Groschek vorgetragen, der die Studie daraufhin in Auftrag gegeben hat. Sie sollte im Sommer fertig sein, jetzt wird es aber wohl Herbst.

Wie teuer wäre so ein Tunnel?

Jonas Für die günstigste oberirdische Variante mit Mittelwand betragen die Baukosten circa 220 Millionen Euro. Für die Tunnelvariante liegen die Baukosten nach ersten Schätzungen bei circa 2,3 Milliarden Euro. Ob die Zahlenverhältnisse in sich stimmig sind, können wir bisher nicht beurteilen. Da warten wir auf die Machbarkeitsstudie.

Wie lange würde der Tunnelbau dauern?

Jonas Der Tunnelbau kann unserer Meinung nach im Schildvortrieb erfolgen und führt während der Bauzeit nur zu geringen Beeinträchtigungen. Die Bauzeit beträgt etwa zehn bis 15 Meter am Tag. Bei einer Baulänge von 6000 Meter wären es pro Tunnelröhre somit zwischen anderthalb und zwei Jahren. Voraussichtlich sind zwei bis drei Röhren nötig.

Wo genau würde der Tunnel verlaufen?

Jonas Die Ein- und Ausfahrten des Tunnels liegen aus Richtung Oberhausen vor der Auffahrt Leverkusen-Opladen und aus Richtung Frankfurt vor der Auffahrt Leverkusen, in Höhe Willy-Brandt-Ring.

Und mit dem Tunnel wäre das Luftproblem gelöst?

Jonas Nein. Damit alleine nicht. Die Stadt müsste auch die Geschwindigkeit auf der A 3 und A 1 auf 80 Stundenkilometer begrenzen. Zur Verbesserung der Luftqualität fordern wir für den Stadtteil Manfort eine Umweltzone. Außerdem müssten mehr Busse und Taxen mit alternativen Antrieben unterwegs sein. Die Wupsi prüft zwar gerade, ob auch andere Techniken eingesetzt werden können. Aber ich habe den Eindruck, dass das nur halbherzig erfolgt. In Wien zum Beispiel gibt es einen bunten Antriebs-Mix bei Bussen und Taxen. Warum setzt man hier nicht stärker auf Hybrid? Das ist doch eine bekannte Technik. Auch das Leverkusener Fahrradnetz müsste noch besser ausgebaut werden.

Wie viele Teilnehmer erwarten Sie bei der Demonstration?

Jonas Angemeldet sind 150. Wie viele tatsächlich kommen, bleibt abzuwarten. Politiker mehrerer Parteien haben sich schon angekündigt. Wir wollen aber nicht großartige Reden schwingen, sondern unsere Forderungen kurz und bündig darstellen.

Susanne Genath führte das Gespräch.

(RP)
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