Leverkusen Abrissbirne macht Bullenklöstern den Garaus

Leverkusen · Die Demontage der ehemaligen Azubi-Wohnheime von Bayer hat gestern Aufsehen erregt. Auch ein Ex- Bewohner kam.

Als Paul Nowozin 1959 in das Bullenkloster einzog, war das Gebäude gerade einmal ein Jahr alt. Der junge Mann machte damals eine Ausbildung bei Bayer zum Schlosser und wurde im eigens für die Lehrlinge gebauten Hochhaus untergebracht. Mit dem einstigen Junggesellenheim verbindet er viele Erinnerungen.

Sieben Jahre war das Bullenkloster Novozins Zuhause - anfangs wohnte er im im ersten Obergeschoss, dann im siebten mit Blick in Richtung Kölner Straße. So hieß damals die Friedrich-Ebert-Straße. Anschließend ging es zwei Jahre auf Montage, danach kehrte er wieder zurück, lernte seine Frau Waltraud kennen und hat sie dann geheiratet. Von da an durfte Nowozin nicht mehr ins Bayer-Haus, das ausschließlich Junggesellen vorbehalten war.

 Paul Nowozin (79) zog 1959 in das 1958 gebaute Bullenkloster ein, mit dem einstigen Junggesellenheim verbinden ihn Erinnerungen.

Paul Nowozin (79) zog 1959 in das 1958 gebaute Bullenkloster ein, mit dem einstigen Junggesellenheim verbinden ihn Erinnerungen.

Foto: Miserius

Paul Nowozin ist mittlerweile 79 Jahre alt. Er lebt jetzt in Opladen. Gestern musste er mit ansehen, wie sich eine schwere Abrissbirne von oben nach unten durch sein Bullenkloster fraß. Kein leichter Moment für den Rentner. "Ich kann es immer noch nicht fassen dass die Gebäude tatsächlich abgerissen werden", sagte er. Sie hätten doch noch so gut ausgesehen. "Ich könnte heulen, ließ Nowozin die umstehenden Zuschauer des Abriss-Spektakels wissen. Und dann stellt er die Frage: "Was kommt denn jetzt wohl hierhin?"

Auf diese Frage konnte Bayer-Sprecher Hans-Bernd Schmitz gestern noch keine endgültige Antwort geben. Fest steht aber: Da sich das Gelände innerhalb der so genannten Seveso-drei-Grenze befindet, darf dort nichts Publikumsintensives gebaut werden, ein Kaufhaus beispielsweise wäre verboten.

Bayers Immobilientochterfirma Real Estate (BRE) koordiniert die Abbruch-Arbeiten, die immer werktags jeweils zwischen 7 und 18 Uhr laufen sollen. Der Abriss kann für Anwohner möglicherweise etwas lauter werden, sagt Projektleiter Thomas Panitz.

"Die Abbruchmaterialen aus den Gebäuden der 1960er Jahre sollen, soweit das möglich ist, recycelt werden", heißt es von Seiten Bayers. Was nicht verwertet werde, soll auf dafür ausgerichteten Deponien entsorgt werden. Über den weiteren Sachstand will die Stadtverwaltung nun unter anderem in ihrem Miteilungsblatt "z.d.A.: Rat" berichten. Nachdem es nicht gelungen sei, einen Kauf-Interessenten für die Häuser zu finden und man auch intern keine Verwendung dafür habe, "ist der Abriss eine logische Konsequenz". Auch der Brand im Februar, bei dem es ein 33-jähriger Tscheche offenbar schaffte, im Suff einen Haufen Kleidungsstücke auf einer alten Couch anzuzünden, hatte das Objekt nicht unbedingt attraktiver gemacht.

(RP)
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