Opladen Abschied vom "La Baguette"

Opladen · Manfred Gruse wird sein bekanntes Opladener Lokal an der Kölner Straße im kommenden Februar schließen. Im RP-Gespräch erinnert er sich an prominente Gäste und lustige Anekdoten aus fast 25 Jahren.

An der Kölner Straße geht im Februar 2010 eine Ära zu Ende. Der bekannte Opladener Gastronom Manni Gruse schließt dann nach einem Vierteljahrhundert sein Lokal "La Baguette". Gruse, der auch eine Weile die Pattscheider Gaststätte "Zur Delle" betrieb, führte das "La Baguette" nebenberuflich, denn 41 Jahre lang war er bei der Galopprennbahn Köln beschäftigt.

Herr Gruse, warum haben Sie sich entschlossen, das "La Baguette" zu schließen?

Gruse Als ich vor 25 Jahren mit dem "La Baguette" begonnen habe, war das für mich mehr oder weniger ein Hobby. Eigentlich wollte ich das nur zehn Jahre machen. Und jetzt werde ich im Januar 71. Da will ich wenigstens noch aufrecht aus dem Lokal rausgehen können.

Wie kam es damals zur Eröffnung des "La Baguette?"

Gruse Ich war mit meiner damaligen Freundin und jetzigen Frau in Opladen ganz miserabel essen. Und weil ich zwar kein Koch, wohl aber Frankreich-Fan war, ist die Idee entstanden, ein eigenes Restaurant mit französischem Einschlag aufzumachen. Ich habe das dann wohnzimmermäßig aufgezogen, zunächst als Bistro, weil ich noch keine genehmigte Küche hatte. Bis wir einen richtigen Restaurantbetrieb auf die Beine stellen konnten, mussten jede Menge Auflagen erfüllt werden.

Ihre Gamba-Pfanne ist längst legendär . . .

Gruse Das ist unser Renner. Das Rezept haben wir aus Frankreich mitgebracht. Bei den Gästen kamen die schalenlosen Gambas von Anfang an gut an, weil sie dabei nicht piddeln mussten.

Ist Ihnen die Entscheidung zur Schließung schwer gefallen?

Gruse Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Der Abschied wird natürlich ein Einschnitt sein. In den vergangenen knapp 25 Jahren habe ich tolle Musik-Veranstaltungen im "La Baguette" gehabt; den Christmas Dixie zum Beispiel. Bill Haley's Comets waren bei mir essen, die Band "Farfarello" mit Teufelsgeiger Mani Neumann war da und auch Henning Krautmacher von den Höhnern. Und dann noch eine ganze Anzahl von Prominenten, die nichts mit Musik zu tun haben, u.a. in der Reihe "Presse trifft Promis". Reiner Calmund gehörte zu meinen Gästen, der frühere Kölner Regierungspräsident Antwerpes, einige Leverkusener Oberbürgermeister mit Vertretern aus verschiedenen Partnerstädten. Aber jetzt freue ich mich auf unser restauriertes Haus in Hitdorf, wo ich mit meiner Frau hinziehen werde.

Gibt es aus dem Vierteljahrhundert "La Baguette" Anekdoten, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?

Gruse Darüber könnte ich ein ganzes Buch schreiben. Nur eine Kostprobe: Bei einem Christmas Dixie in unserem überdachten Biergarten vor einigen Jahren war es bitter kalt. Da setzte sich Thomas Rocholl von der Opladener Jazz-Company bei mir ans Klavier, spielte zuerst Weihnachts- und dann Karnevalslieder und lockte die Leute von draußen wieder ins Lokal. Gegen Mitternacht kam dann ein Typ mit zwei blonden Schüssen rein. Der fragte, ob er auch etwas singen dürfte. Wie sich herausstellte, war das ein Elvis-Imitator. So gegen 3 Uhr nachts habe ich die Gäste dann hinauskomplimentiert, indem ich sie daran erinnerte, dass schließlich schon Heiligabend sei . . .

Sie haben eben Reiner Calmund erwähnt. Der ist doch in der Regel auch für Anekdötchen gut . . .

Gruse Reiner Calmund war mal mit dem damaligen Trainer des SC Freiburg, Volker Finke, bei mir. Da haben die beiden ein Menue u.a. mit überbackenen Austern gegessen. Dazu hat es damals einen Bericht in Ihrer Zeitung gegeben. Und dann riefen Leute aus der ganzen Region an, die sagten: "Wir wollen das Selbe essen wie der Calli."

Wenn das "La Baguette" im Februar Geschichte ist, wie geht es dann dort an der Kölner Straße weiter?

Gruse Ich habe mich seit geraumer Zeit um einen Nachfolger bemüht. Der könnte das Lokal dann ja auch tagsüber öffnen und nicht nur abends wie ich. Ein Interessent ist leider zwischenzeitlich an einer schweren Krankheit gestorben, einige andere wollen sich noch melden. Heute stellt sich noch ein weiterer Kandidat vor – ein Musiker. Vielleicht wird's ja was. Viele Stammgäste würden sich freuen, wenn das "La Baguette" in ähnlichem Stil weiterleben würde.

Stefan Schneider führte das Gespräch.

(RP)
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