Leverkusen "Ahnengalerie" im Erholungshaus

Leverkusen · Schwarz-weiße Porträts von Musikern, Schauspielern oder Tänzern erinnern an Gastspiele bedeutender Künstler.

 Bilder aus 100 Jahren Kulturbetrieb hängen im Künstlerzimmer des Erholungshauses, das nun auch für Besuchergruppen geöffnet wird.

Bilder aus 100 Jahren Kulturbetrieb hängen im Künstlerzimmer des Erholungshauses, das nun auch für Besuchergruppen geöffnet wird.

Foto: Bayer Kultur

Ein wenig Ehrfurcht dürften auch gefragte Bühnenstars empfinden, wenn sie das Künstlerzimmer im Erholungshaus betreten. Sämtliche Wände sind bestückt mit schwarz-weißen Porträts von Musikern, Schauspielern, Tänzern und von ganzen Ensembles, fotografiert vor oder während ihrer Auftritte bei Bayer Kultur. Seit dem Start des Kulturbetriebs vor rund 100 Jahren wurden Fotos gesammelt, zumeist signiert und manche gar mit einer Widmung versehen wie die Aufnahme von Hans Pfitzner vom April 1939 nach einem Konzert mit dem "Leverkusener Werksorchester", den Bayer Philharmonikern.

Bedeutende Komponisten des 20. Jahrhunderts wie Paul Hindemith und Carl Orff haben hier ebenso Kulturgeschichte geschrieben wie ein Gustav Gründgens oder der legendäre Heinz Bennent. Eine Portion Ehrfurcht ist da durchaus angebracht. Reiner Ernst Ohle, dienstältestes Mitglied des Teams von Bayer Kultur, hat in 35 Jahren an diesem Ort so manchen Promi begrüßt und betreut. Künstlerbetreuung wird in diesem Haus großgeschrieben, betont er. Nur so lassen sich gute Kontakte knüpfen und pflegen, wovon letztlich auch das Programm profitiert. Gerade im Theaterbereich, den Ohle verantwortet, gibt es verlässliche Partnerschaften mit deutschen Bühnen und einzelnen Künstlern, die hier mehrfach mit wechselnden Produktionen zu Gast waren.

 Bei ihm wird die Künstlerbetreuung noch groß geschrieben: Reiner Ernst Ohle ist das dienstälteste Mitglied des Teams von Bayer Kultur.

Bei ihm wird die Künstlerbetreuung noch groß geschrieben: Reiner Ernst Ohle ist das dienstälteste Mitglied des Teams von Bayer Kultur.

Foto: Uwe Miserius

In der langen Ära Nikolas Kerkenraths, er war von 1986 bis 2008 Leiter der Bayer Kulturabteilung, wurde das Künstlerzimmer fast wie ein Heiligtum gepflegt. Ohle kann sich noch gut an die Zeiten vor der Digitalisierung der Fotografie erinnern, als der inzwischen verstorbene Theaterfotograf Joseph Klaes vor jeder Veranstaltung die Künstler ablichtete und im Saal einige Bühnen-Szenen einfing. Dann eilte er ins Labor und war zum Schlussapplaus mit einigen Großabzügen zurück, die dann Künstlern und Ensembles zur Unterschrift vorgelegt wurden. Leider haben nur einige das Datum dazu vermerkt. Immerhin wird die Zuordnung der Namen, deren Köpfe sich dort in Petersburger Hängung versammeln, durch laminierte Pläne erleichtert. Es darf allerdings niemand etwas vertauschen. Aus der jüngeren Vergangenheit wurden nur noch sporadisch Bilder aufgehängt. Inzwischen gibt es natürlich umfangreiches Material in digitaler Form. Das ist meist qualitativ besser und in Farbe, aber mit der Aura dieses Raumes können es die "modernen" Bildern nicht aufnehmen.

"Wir wollen dem Publikum die fantastische Geschichte dieses Hauses nahe bringen", erklärt Reiner Ernst Ohle seine Idee, diesen Künstler-Rückzugsort für Besuchergruppen zu öffnen. In Zusammenarbeit mit dem Katholischen Bildungswerk haben er und Bühnenmeister Roland Tebarth schon mehrfach Führungen hinter die Kulissen des Vier-Sparten-Hauses angeboten. Bei der nächsten am 11. November soll sich die Gruppe unter anderem ausgiebig im Künstlerzimmer umsehen können. Erinnerungen und Anekdoten eingeschlossen. Ohle will auf diese Weise nicht nur Interesse am Theater wecken, sondern erwartet von den Gesprächen auch selbst Anregungen und Ideen.

(mkl)
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