Leverkusen Alkenrather Paar wird 20-facher Betrug vorgeworfen

Leverkusen · In einer insgesamt über fünfstündigen Verhandlung ging es am Amtsgericht Opladen teils hoch her. Richterin und Verteidiger gerieten ein ums andere Mal aneinander, schrien sich an und verließen zur Beruhigung im Zuge dessen trotzig den Saal. Hauptsächlich ging es aber um ein Ehepaar aus Alkenrath, dem 20-facher Betrug vorgeworfen wurde. Dabei handelte es sich um Gaunereien auf der Internetauktionsplattform Ebay, zudem die Sozialversicherung und Banken betreffend sowie Beleidigung.

Das Paar wollte sich am bereits zweiten Verhandlungstag in der Sache nicht äußern. Ein Stapel Dokumente, der beiden Verteidigern zur Durchsicht übergeben wurde, sorgte dann das erste Mal für Streit, als der Rechtsvertreter der angeklagten Frau eine sechsstündige Pause einforderte. Begründung: in der Mittagspause schaffe er es nicht, all die Dokumente durchzusehen - dieser Antrag wurde allerdings durch die Richterin abgelehnt.

So konnten nacheinander fünf Zeugen den Saal betreten und aussagen. Alle wurden sie auf Ebay offenbar durch den männlichen Angeklagten betrogen. In vier Fällen handelte es sich dabei um einen Router der Telekom, der für rund 50 Euro zum Kauf angeboten wurde, in einem Fall um ein Apple iPad für 300 Euro - Angebote, die nach Überweisung des Betrags allerdings nie bei den Käufern ankamen. Alle Betrogenen beschreiben eine Kontaktaufnahme zu einem Herrn des gleichen Nachnamens via E-Mail oder Telefon. Nach mehrmaligen Versuchen habe dann schließlich niemand mehr das Telefongespräch angenommen.

So sehr sich die Aussagen ähnelten, zu 100 Prozent konnte jedoch keiner der Zeugen verlässliche Angaben machen, zu lang lag das Geschehen zurück - schließlich handelte es sich dabei um den Zeitraum von September 2012 bis 2013.

Nachdem ein Zeuge durch den Verteidiger des Mannes aus Sicht der Richterin unsachgemäß in die Mangel genommen wurde, folgte der zweite große Streit, während dem sich sowohl Verteidiger als auch Richterin in mehr als lautem Ton ihre Meinungen entgegenwarfen - es folgte eine 15-minütige Pause.

Im Schlussakkord der Verhandlung kam dann das mutmaßliche Opfer der Beleidigung zu Wort. Der Alkenrather konnte sich allerdings an nichts mehr erinnern: "Ich habe genug Stress auf der Arbeit", sagte er. Und das, obwohl der Angriff auf ihn, den seine Lebensgefährtin wegen eines Schwitzkastens gar als "Überfall" bezeichnete, keinesfalls alltäglich für den Vater eines Sohnes ist.

Es folgte Teil drei der Auseinandersetzungen zwischen Richterin und Verteidiger. Aufgrund fehlender Originaldokumente muss die Verhandlung in eine weitere Fortsetzung gehen. Termin ist der 13. Dezember.

(brü)
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