Leverkusen Am Tor von Auschwitz wird das Grauen real

Leverkusen · Schüler der Montanus-Realschule fuhren mit ihrer Lehrerin nach Polen und besuchten die Gedenkstätten der Lager.

 Ankunft in der Hölle von Auschwitz - die Bahngleise über die die Häftlinge in Zügen transportiert wurden, endeten am Lagertor.

Ankunft in der Hölle von Auschwitz - die Bahngleise über die die Häftlinge in Zügen transportiert wurden, endeten am Lagertor.

Foto: Montanus-Schule

"Wer die Vergangenheit nicht kennt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." Dieses Zitat des spanischen Schriftstellers George Santayana unterstreicht die hohe Relevanz historisch-politischer Bildung für Schule und Unterricht. Und so hatte sich Margret Thiel, Deutsch- und Geschichtslehrerin an der Montanus-Realschule vor knapp 20 Jahren zum Ziel gemacht, Schülern der Klassenstufe 10 das Projekt "Gedenkstättenfahrt - Lernen aus der Geschichte" näher zu bringen.

Ihr war es damals und auch heute noch wichtig, an historischen Stätten Geschichte als Wirklichkeit zu erfahren und eben nicht nur als theoretischen Unterrichtsgegenstand zu betrachten. "Erfahrungen am historischen Ort können eher ein Anfang dafür sein, demokratisches und tolerantes Denken und Verhalten zu bestärken", sagt sie. Und so fährt sie jedes Jahr, mit Hilfe der Bethe-Stiftung "Erinnern ermöglichen", mit einer Auswahl an Schülern nach Auschwitz. Das Projekt ist bei den Schülern seit Jahren so sehr beliebt, dass die 20 Plätze bereits schnell ausgebucht sind.

 Die Reisegruppe der Leverkusener Montanus-Realschule begab sich an den historischen Ort, an dem das schreckliche Leiden der KZ-Häftlinge in den Vernichtungslagern dokumentiert wird.

Die Reisegruppe der Leverkusener Montanus-Realschule begab sich an den historischen Ort, an dem das schreckliche Leiden der KZ-Häftlinge in den Vernichtungslagern dokumentiert wird.

Foto: Montanus-Realschule

Im ersten Halbjahr bereiten sich die Schüler auf die Fahrt vor. Von Zeitzeugenberichten und einem ereignisgeschichtlichen Ansatz wird die Geschichte des Dritten Reiches erarbeitet und versucht, Lebensumstände ausgegrenzter und verfolgter Minderheiten unmittelbar zu erleben. Der Besuch der Gedenkstätten und des Stammlagers in Birkenau ermöglichen den Schülern das erlittene Leid nachzuvollziehen und Emphatie zu entwickeln.

"Das fühlt sich einfach nur traurig an", erklärt der 17-jährige Johannes. Für Schülerin Sharon bedeutet der Besuch nicht nur eine Vergrößerung des Allgemeinwissens. "So etwas darf nie wieder passieren. Jetzt haben wir als Schüler nochmals ein besseres Verständnis davon." Beeindruckend waren für Daria, Chiara und Ilayda am Ort die Schindler-Fabrik sowie das KZ-Lager. "Wenn man da noch die Klamotten, Haare und Brillen von den Verstorbenen sieht, dann berührt mich das schon", sagt Ilayda. Dass Kinder damals zunächst glückliche gewöhnliche Bilder gemalt haben, die im Laufe der Monate und Jahre immer schrecklich wurden, ist ihnen aufgefallen. "Das Bewusstsein hat sich damals bei den Kindern klar verändert, und sie haben sich beim Malen nur noch auf die schlimmen Dinge im KZ konzentriert", sagt Laura.

Auf die Frage, ob sie sich denn alle vorstellen könnten, dass so etwas wieder passiert, gehen die Ansichten auseinander. Während manche der Meinung sind, dass wir aus der Geschichte gelernt haben, sehen das manche ganz anders. "Früher haben die Menschen genauso gelebt wie wir heute und wurden sehr manipuliert. Ich glaube, dass das mit uns immer noch schnell passieren kann", erklärt Chiara. Für Margret Thiel ist es wichtig, den Schülern zu vermitteln, dass es hilfreich sei, gleich am Anfang einzuschreiten und für etwas einzustehen. "Wenn der Schneeball erst mal rollt, kann man ihn später nicht mehr aufhalten."

(RP)
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