Leverkusen Ambulanzen: "Langes Warten ist unvermeidbar"

Leverkusen · Die oft quälend langen Wartezeiten in den Notfall-Ambulanzen empören viele Leverkusener. Dennoch: Besserung ist nicht in Sicht.

 In den Klinik-Ambulanzen kann die Einlieferung von schweren Fällen, die das ganze medizinische Team binden, die Wartezeit von Ambulanzbesuchern stark verlängern. Damit der Patient dafür Verständnis aufbringen kann, sind neue, zeitgemäße Info-Konzepte nötig.

In den Klinik-Ambulanzen kann die Einlieferung von schweren Fällen, die das ganze medizinische Team binden, die Wartezeit von Ambulanzbesuchern stark verlängern. Damit der Patient dafür Verständnis aufbringen kann, sind neue, zeitgemäße Info-Konzepte nötig.

Foto: Matzerath (Archiv)

Kranke oder Verletzte müssen in den Ambulanzen der Leverkusener Krankenhäuser und des ärztlichen Notdienstes im MediLev notfalls genügend Sitzfleisch haben: Das bestätigen RP-Leser als Reaktion auf unseren Bericht "Vorwurf: vier Stunden Wartezeit in Ambulanz". "Wenn es nur die vier Stunden wären", beklagte ein Leser, "meine Kollegin hat acht Stunden mit einer alten Dame in der Remigius-Ambulanz gesessen. Ich selber wartete dort mit einem Mitarbeiter auch mal knapp sechs Stunden: Der Kollege hatte einen gebrochenen Arm."

Bernd Burbach, der Sprecher des Klinikums, hatte am Dienstag Wartezeiten von vier und mehr Stunden in der Schlebuscher Klinik-Notfallambulanz als "absolute Ausnahmeerscheinung" bezeichnet. Patienten, die im Rahmen dieser Zeitspanne auch zu Untersuchungen durchs Haus geschickt würden, nähmen dies ebenfalls als Wartezeit wahr. Dem widersprachen mehrere RP-Leser. Sie hätten wartend in der Ambulanz gegessen, und die vier Stunden seien wirklich keine Seltenheit.

Cerstin Tschirner, die Sprecherin der Kplus-Gruppe mit Krankenhäusern in Opladen, Wiesdorf, Hilden, Haan und Monheim, kennt die Kritik an langen Wartezeiten: "Wir haben dieses Problem in allen unseren Häusern. Denn die Patienten werden dort nicht nach der Reihenfolge des Eingangs drangenommen. Die akuten Fälle gehen vor." In der Praxis bedeute dies, dass die schwer verletzten oder erkrankten Patienten, die mit Rettungswagen im hinteren Teil der Krankenhäuser eingeliefert werden, vorrangig versorgt werden. "Das sehen aber die Wartenden vorne in den Ambulanzbereichen nicht. Hinten kocht es und vorne haben die Leute das Gefühl, es bewegt sich nichts. Das ist das Problem", sagt die Sprecherin.

Sie räumt auch ein, dass die hochbelasteten Mitarbeiter in den Ambulanzen "nicht immer die nötige Zeit haben, diese Situation an die Wartenden zu kommunizieren". Bekannte Hauptbelastungszeiten für die Notfallambulanzen seien übrigens die Stunden nach den Fußballspielen an Wochenende. Eine Lösung, die Wartezeiten zu verkürzen, gebe es nicht: "Dann müsste man eine Ambulanz mit einem riesigen Personalstand vorhalten. Dies rechnet sich nicht und ist auch nicht sinnvoll, weil dann die Mitarbeiter in Zeiten mit weniger Patienten tatenlos herumsäßen."

"50 000 Patientenkontakte verzeichnet die zentrale Notfallambulanz des Klinikums Leverkusen pro Jahr", berichtet Ambulanz-Chef Dr. Roland Geppert. Das seien 150 Patienten am Tag und alle zehn Mionuten ein neuer Fall: "Natürlich gibt es deshalb auch Wartezeiten", gibt er zu. Das werde auch auf großen Postern und auf einem Fernsehbildschirm erklärt. "Wir haben lange Wartezeiten, sie sind aber nicht die Regel. Die schweren und schwersten Fälle müssen wir vorziehen", sagt der Mediziner. Allerdings würden in der Ambulanz des Klinikums auch keine Patienten abgelehnt, so dass eben so genannte Bagatellfälle die Wartezeiten entsprechend ausdehnen könnten. "Einfacher wäre es, wenn wir der Bevölkerung klar machen könnten, mit welchen Beschwerden sie zu uns oder eben zu den niedergelassenen Ärzten oder in die Notfallpraxis der niedergelassenen Ärzte gehen sollten", meint Dr. Geppert.

Ein RP-Leser aus Pattscheid beklagte sich zudem über die Wartezeiten beim ärztlichen Notdienst im MediLev, der von den niedergelassenen Ärzten organisiert wird. Der Vater von zwei Kindern praktiziert diese Variante: Er meldet sich in der Arztambulanz an, fragt nach der vermutlichen Wartezeit und geht dann für die nächsten Stunden nach Hause. Das quälende Warten ließe sich so einigermaßen vermeiden, was speziell bei kleinen Kindern eine große Erleichterung sei. "Wenn man dann dran ist, ist alles gut. Ärzte und Schwestern sind in der Regel sehr nett und hilfsbereit."

In den Krankenhaus-Ambulanzen klappt diese "Pattscheider Wartezeit-Verkürzungsvariante" allerdings nicht, weiß Tschirner.

(RP)
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