Leverkusen Anklage gegen Notarztfahrer erhoben

Leverkusen · Nachdem im Januar ein Sehbehinderter von einem Notarztwagen erfasst und schwer verletzt worden war, hat die Staatsanwaltschaft nun Anklage gegen den Fahrer des Wagens erhoben. Ein Verhandlungstermin ist noch nicht angesetzt. "Die Akte befindet sich jetzt beim Anwalt des Angeklagten", berichtete Dr. Ruth Reimann, Direktorin des Amtsgerichts Leverkusen. An dem Gericht in Opladen wird der Fall verhandelt werden.

Der Unfall hatte sich in der Nacht auf den 26. Januar ereignet. Laut Polizei soll der 30-jährige Sehbehinderte mit seinem Hund bei Grün über eine Fußgängerampel gegangen sein, als ihn der Notarztwagen traf. Durch den Aufprall wurde der Mann durch die Luft geschleudert. Er musste auf der Intensivstation behandelt werden. Der Fahrer hatte versucht zu bremsen. Zu klären ist unter anderem, ob das Martinshorn am Notarztwagen eingeschaltet war oder nicht.

Bei der Feuerwehr Leverkusen, die die Fahrer für die Notärzte stellt, war man nach dem Unfall sehr betroffen. "Der Schock darüber war groß", sagt Stadtsprecherin Dr. Ariane Czerwon. "Es tut allen leid, dass so etwas passiert ist."

Ein ähnlicher Unfall sei bislang nicht vorgekommen, berichtet Jörg Gansäuer, der stellvertretende Feuerwehrchef. "Bei 20.000 Einsatzfahrten im Jahr passieren natürlich immer mal Unfälle. In der Regel bleibt es aber bei Blechschäden." Mitunter werde ein Grundstück beschädigt, wenn zum Beispiel eine Drehleiter in weichem Boden einsinke. Dass Menschen im Einsatz verletzt werden, ereigne sich nur sehr selten. "Unsere Mitarbeiter werden regelmäßig von einem eigenen Fahrlehrer geschult", sagt Gansäuer. "Sie wissen, dass sie bei Fahrten mit Sonderrechten die jeweilige Verkehrssituation berücksichtigen müssen." Ohnehin hänge es von der Alarmierung ab, ob überhaupt Blaulicht und Martinshorn eingeschaltet werden dürfen. "Bei einem medizinischen Notfall wird dies in der Regel angeordnet."

Grundsätzlich sei es ein Balanceakt, möglichst schnell bei einem Verletzten zu sein und gleichzeitig keinen anderen im Straßenverkehr zu gefährden. "Angst haben unsere Fahrer nach dem Unfall aber nicht", versichert der stellvertretende Feuerwehrchef. "Wir sind uns alle der Gefahr bewusst, wollen aber weiter den Menschen helfen." Man warte nun ab, wie das Amtsgericht den Unfall in Fettehenne bewerte.

In Köln gab es gestern einen schweren Unfall durch einen Polizeiwagen. Wie die Behörde mitteilte, war eine Streifenwagenbesatzung mit Blaulicht und Martinshorn auf dem Weg zu einem Einsatz. Als der Wagen die wartende Fahrzeugschlange vor einer roten Ampel auf der Nattermannallee überholte, stieß er mit einem Auto zusammen. Zwei Polizisten wurden schwer, eine Polizistin wurde leicht verletzt.

(sug)
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