Leverkusen Aspirin - nach 118 Jahren noch Umsatzpotenzial

Leverkusen · Bayers Pharma-Sparte hat neue Arzneien in der Pipeline, die die Umsätze des Unternehmens weiter steigern sollen. Außerdem will der Konzern mit Blockbuster-Arzneien punkten, so Bayer-Chef Baumann.

 Dr. Felix Hoffmann erfand vor genau 120 Jahren Aspirin, als er ein Rheumamittel für seinen Vater suchte. Vor 118 Jahren wurde die Arznei patentiert. 2016 machte sie eine Milliarde Euro Umsatz, meldet Bayer.

Dr. Felix Hoffmann erfand vor genau 120 Jahren Aspirin, als er ein Rheumamittel für seinen Vater suchte. Vor 118 Jahren wurde die Arznei patentiert. 2016 machte sie eine Milliarde Euro Umsatz, meldet Bayer.

Foto: Bayer

Wenn Bayer-Chef Werner Baumann über das Thema Pipeline spricht, dann bezieht er sich nicht auf die heiß diskutierte Kohlenmonoxid-Leitung zwischen Dormagen und Krefeld. Die ist mit der Abspaltung von Bayer MaterialScience mit zum neuen Konzern Covestro gewandert. Baumann meint vielmehr das, was der Bereich Pharma salopp gesagt im Köcher hat.

Aus dieser Arznei-Pipeline entstammen auch die heutigen Umsatztreiber von Pharma: der Thrombosehemmer Xarelto, die Augenarznei Eylea, die Krebsmedikamente Xofigo und Stivarga und das Lungenmitte Adempas. Sie brachten dem Leverkusener Konzern 2016 gemeinsam einen Umsatz von 5,4 Mrd. Euro - 2015 waren es 4,2 Mrd. Blockbuster-Arznei - also ein Medikament, dem Bayer ein Umsatzpotenzial von mindestens zwei Mrd. Euro zutraut - unter den fünfen ist Xarelto. Dessen Wirkstoff Rivaroxaban schnitt zuletzt in einer klinischen Phase-III-Studie (letzte Studie vor der Zulassung) so gut ab, dass sie vorzeitig beendet wurde, meldet der Konzern. Die Studie steht im Zusammenhang mit dem Nutzen Xareltos bei Patienten mit bestimmten Herz- und Gefäßkrankheiten. Der Wirkstoff könne "schwerwiegende Ereignisse wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle effektiv verhindern", berichtete Werner Baumann kürzlich bei der Vorstellung der Bilanz. "Ein erfreuliches Ergebnis - vor allem für die Patienten, wenn ihnen nach der Zulassung Xarelto auch in dieser Indikation zur Verfügung steht."

Für Baumann und seinen Konzern dürfte das in Sachen Finanzzahlen ebenso erfreulich sein. Er hatte im vergangenen Jahr das Spitzenumsatzpotenzial der fünf Arzneien von 7,5 Mrd. Euro auf mehr als zehn Mrd. angehoben. Diesem Ziel will der Konzern ein gutes Stück näher kommen. Werner Baumann rechnet 2107 für die fünf Arzneien mit mehr als sechs Milliarden Euro Umsatz.

Randnotiz: Eine alteingesessene Arznei bringt Bayer seit ihrer Erfindung vor 118 Jahren stetig gute Umsätze: Aspirin (am 6. März 1899 in die Warenzeichenrolle des Kaiserlichen Patentamtes aufgenommen). Und es hat noch Potenzial: Der Umsatz stieg inklusive Aspirin Cardio 2016 um fünf Prozent auf eine Mrd. Euro.

Baumann berichtete aus der aktuellen Arznei-Pipeline: Sechs Kandidaten, die sich bereit in der mittleren bis späten Pipeline-Phase befinden, "haben ein kombiniertes Spitzenumsatzpotenzial, das wir auf insgesamt mindestens sechs Mrd. Euro schätzen". Zuvor muss der Konzern ordentlich Geld in Forschung und Entwicklung stecken - 4,4 Mrd. Euro waren es 2016 für Pharma und Agrar. "Zum Beispiel kostet die Entwicklung eines neuen Medikaments heute im Durchschnitt mehr als eine Mrd. Euro und dauert meist länger als zehn Jahre", verdeutlichte der Konzernchef - und wurde politisch. Er warb dafür, in Zeiten einer unberechenbarer werdenden Politik (Sinnkrise in Europa etc.) ein Innovationsprinzip einzuführen, "auf dessen Grundlage alle neuen Gesetze auf die Folgen für die Innovationsfähigkeit der Wirtschaft überprüft werden müssten". Nur so könne es entwicklungsfreundliche Rahmenbedingungen für Konzerne wie Bayer geben.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort