Leverkusen Auf dem Boden der Tatsachen zurück

Leverkusen · Der Vertrag des Leverkusener Sparkassenchefs Manfred Herpolsheimer (62) wird drei Jahre vor Ablauf vorzeitig beendet, heiß es gestern offiziell.

Leverkusen: Auf dem Boden der Tatsachen zurück
Foto: V. Weber

Wer Manfred Herpolsheimer gestern über Handy erreichen wollte, bekam Textzeilen aus dem "Abba"-Welthit "Mamma Mia" zu hören: "Yes, I've been brokenhearted - Blue since the day we parted", hieß es da. Übersetzt heißt das sinngemäß: "Ja, mir wurde das Herz gebrochen, bin traurig seit dem Tag, an dem wir uns getrennt haben."

Ob diese Zeilen Herpolsheimers aktuelle Gefühlslage widerspiegeln, ist nicht bekannt. Fest steht jedoch: Ab dem 30. April gehen die Sparkasse und ihr Vorstandschef getrennte Wege. Der Vertrag, der eigentlich noch bis 30. September 2019 laufen würde, wird vorzeitig beendet.

Dies geschehe "im besten gegenseitigen Einvernehmen", hieß es gestern in einer Presseerklärung des Sparkassen-Verwaltungsrates. "Ich bin sehr dankbar, dass mir über viele Jahre die Gelegenheit gegeben wurde, die Entwicklung unserer Sparkasse aktiv und positiv zu gestalten", wird Herpolsheimer darin zitiert: "Durch grundlegende und richtungsweisende Entscheidungen und durch die engagierte Leistung der Mitarbeiter ist es stets gelungen, die Sparkasse wirtschaftlich auf Kurs zu halten und gute Ergebnisse zu erzielen", betont Herpolsheimer in dem Schreiben und resümiert: "Die Sparkasse ist solide und stark aufgestellt und für die anstehenden Aufgaben bestens gewappnet. Insofern ist jetzt der richtige Zeitpunkt, meinen beruflichen Abschnitt zu beenden und mich neuen Aufgaben zu stellen."

Der Verwaltungsrat wiederum nennt den scheidenden Sparkassenchef "einen hoch engagierten und angesehenen Banker". Herpolsheimer habe "stets souverän und besonnen gehandelt und Führungsstärke bewiesen", wird Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD) zitiert: "Er hat bis heute maßgeblich zur stabilen Positionierung der Sparkasse Leverkusen beigetragen und diese mit hohem persönlichen Einsatz vorangetrieben." (Offizieller Trennungsgrund ist die unterschiedliche Auffassung zur künftigen Strategie der Sparkasse).

Laut Angaben des Frankfurter Bankenprofessors Ralf Jasny werden solche Pressemitteilungen üblicherweise von den Rechtsanwälten der Vertragsparteien ausgehandelt, wenn ein Vorstandschef ohne Verschulden gehe. Auch diese sei vermutlich Bestandteil eines "goldenen Handschlags" für Herpolsheimer, der zuletzt rund 800.000 Euro im Jahr an Bezügen inklusive Pensionsrückstellungen bekommen haben soll. Jasny schätzt die "Abfindung" für Herpolsheimer auf mindestens 1,5 Millionen Euro.

Beschluss ist derzeit, dass der Sparkassenvorstand auf die zwei Mitglieder Markus Grawe und Rainer Schwarz verkleinert wird. Die Trennung von Manfred Herpolsheimer muss nicht vom Stadtrat beraten oder bestätigt werden.

Für die Beschlüsse und Diskussionen zum Aufhebungsvertrag hat der Sparkassenverwaltungsrat in den letzten Wochen sechs Sondersitzungen abgehalten, bei denen auch Juristen als Berater dabei waren. Zudem gab es zwei reguläre Treffen der Verwaltungsräte. Pro Sitzung erhalten die Politiker und Arbeitnehmervertreter des Sparkassen-Aufsichtsgremiums 350 Euro. Dazu steht den Mitgliedern eine Jahrespauschale von 1700 Euro zu. Die Vorsitzenden von Verwaltungsrat, Risikoausschuss und Bilanzprüfungsausschuss erhalten nach Sparkassenveröffentlichung eine Zahlung von je 700 Euro, die stellvertretenden Vorsitzenden von 525 Euro, jeweils pro je Sitzung. Je nach Zugehörigkeit zu den Gremien kamen die 14 Verwaltungsratsmitglieder zuletzt auf bis zu 14.000 Euro "Entschädigung" pro Jahr.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort