Leverkusen Auf den Spuren des Lebens in der alten Bayer-Kolonie

Leverkusen · Von außen ist das weiße, in der Sonne etwas glänzende Fachwerkhaus nahezu unscheinbar. Im Schatten des großen Bayer-Erholungshauses, das direkt gegenüber liegt, scheint es fast ein wenig unterzugehen. Doch das Häuschen ist der ganze Stolz von Elke Kersten. In ihm: das Kolonie-Museum.

 Elke Kersten zeigt eine alte Seihe - eines der Schätzchen aus vergangenen Tagen in den Leverkusener Kolonien, das das Museum bewahrt.

Elke Kersten zeigt eine alte Seihe - eines der Schätzchen aus vergangenen Tagen in den Leverkusener Kolonien, das das Museum bewahrt.

Foto: Uwe Miserius

Wer nun an das damals im Geschichtsunterricht Gelernte zurückdenkt, ist erstmal auf dem Holzweg. Denn es sind keinesfalls die einstigen deutsche Kolonien in Afrika. Vielmehr handelt es sich bei der Kolonie um kleine Ansammlungen verschiedener Häuschen, initiiert durch den Bayer-Konzern. Das Museum lud jetzt zum Tag der offenen Tür.

"Damals gab es eine unheimliche Fluktuation", sagt Kersten, die mit rund 16 ehrenamtlichen Helfern das Haus auf Vordermann hält und Besucher durch die alten Mauern führt. Viele Wanderarbeiter seien vom armen Westerwald in Richtung des kohlereichen Ruhrgebiets gezogen - immer auf der Suche nach Arbeit. "Viele blieben nur eine Saison hier", erzählt sie weiter, während die 64-Jährige auf dem erhalten gebliebenen, roten Holzboden in der altertümlichen Küche steht. Mit den Siedlungen, habe der Konzern versucht, diesem Trend entgegenzuwirken.

Viele Einrichtungsgegenstände, die in dem 2005 zur Landesgartenschau eröffneten Museum zur Schau gestellt werden, hatten die Menschen damals nicht - zumindest nicht in dieser Fülle. "Die Enkel des letztens Mieters haben uns sehr viele Sachen überlassen", sagt Kersten stolz. Das Haus, das 1904 erbaut wurde und größtenteils dem Standard der 1930er Jahre entspricht, wurde kaum modernisiert. Eine neue Haustür hat es bekommen, das Plumpsklo nachgestellt. Die Fenster allerdings sind immer noch nur einfach verglast. Daher musste eine Heizung für den Winter her, die aber hinter einem Vorhang versteckt ist.

Auffällig sind die vielen Brunnen in den Kolonien. "Wo Wasser ist, da hält man sich gerne auf", begründet Kersten. Viele davon sind heute noch in der Stadt verteilt, werden aber kaum genutzt. Der Bekannteste sei wohl der Elefantenbrunnen. Ihn hätten die Nazis, die in der Doktorsburg ihr Quartier hatten, drehen lassen, weil der Elefant ihnen sein dickes Hinterteil zudrehte. 2007 wurde dies wieder geändert.

(brü)
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