Leverkusen Aus für Karnevalszug? Jecken in Aufregung

Leverkusen · Leverkusens Büttenredner Dr. Jens Singer griff am Donnerstag an seinem Berliner Arbeitsplatz spontan zum Telefon, wählte die RP-Redaktionsnummer und kündigte – nach Rücksprache mit seiner Frau – eine Spende von 1000 Euro für den Opladener Karnevalszug an: "Der Zoch darf nicht sterben", sagt Singer, der eigentlich Schlebuscher ist.

Uwe Krautmacher: "Die Lage ist noch zu retten."

Uwe Krautmacher: "Die Lage ist noch zu retten."

Foto: Miserius (Archiv)

Leverkusens Büttenredner Dr. Jens Singer griff am Donnerstag an seinem Berliner Arbeitsplatz spontan zum Telefon, wählte die RP-Redaktionsnummer und kündigte — nach Rücksprache mit seiner Frau — eine Spende von 1000 Euro für den Opladener Karnevalszug an: "Der Zoch darf nicht sterben", sagt Singer, der eigentlich Schlebuscher ist.

 Bernd Miesen: "Die Stadt könnte Geld für Karnevalszüge freimachen."

Bernd Miesen: "Die Stadt könnte Geld für Karnevalszüge freimachen."

Foto: CDU

Die drohende Entscheidung, dass der Festausschuss Leverkusener Karneval (FLK) aus Geldnot ab 2015 den Wiesdorfer oder den Opladener Umzug ausfallen lassen muss, sorgte auch sonst in Jeckenkreisen für Aufregung.

Karneval 2017 in Leverkusen-Wiesdorf: So schön war der Zug
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So schön war der Karnevalsumzug 2017 in Wiesdorf

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Foto: Miserius, Uwe

FLK-Präsident Uwe Krause hatte im Gespräch mit unserer Redaktion über die sich abzeichnende Finanzlücke bei den Karnevalszügen berichtet. Rücklagen gebe es beim Festausschuss nicht mehr. Wenn der FLK, dem über 20 Karnevalsvereine angehören, die 30.000 Euro für die zwei Züge nicht zusammenbekomme, bleibe wahrscheinlich nur das Streichen eines Umzuges.

"In Opladen wird immer ein Karnevalszug laufen", versichert am Donnerstag Uwe Krautmacher, Präsident des Komitees Opladener Karneval (KOK). Signalisiere der Festausschuss den Ausfall des Opladener Rosenmontagzuges, "dann werden wir ihn organisieren". Er wisse zwar noch nicht, wie das gelingen könnte, aber Aufgeben komme nicht in Frage, sagt Krautmacher. Er pflichtete dem FLK-Präsidenten aber bei: "Die Kosten machen uns das Brauchtum kaputt." Dass die Stadt sich nicht mehr finanziell an den Kosten beteilige, das sehen die Karnevalisten sehr kritisch. Schließlich stelle jeder Karnevalszug auch ein Stück städtische Wirtschaftsförderung dar.

"So geht das nicht weiter", bilanzierte der ehemalige Sparkassendirektor Krautmacher. Alle Karnevalsvereine müssten sich an einen Tisch setzen und Lösungen beschließen: "Ich habe viele Ideen im Kopf", sagt er. Benefizveranstaltungen und mehr müssten her. Auf den Prüfstand will Krautmacher auch die Prinzenproklamation heben: Der Kostenblock für diese Veranstaltung sei für den Festausschuss einfach zu groß. Zur Proklamation kämen 800 Gäste, an einem Zug ständen bis zu 50.000 Besucher. Da sei klar, was Vorrang haben müsse.

Am Donnerstag schaltete sich auch Ratsherr Bernd Miesen in die Diskussion ein. "Wir müssen mal die Kosten für das Durchsetzen des Glasverbotes in Schlebusch an Weiberfastnacht und Karnevalssamstag analysieren." Immerhin zahle die Stadt 30.000 Euro allein für diesen Einsatz. Dieser Finanzaufwand lasse sich sicher reduzieren. Das eingesparte Geld könne die Stadt dann für die Karnevalszüge verwenden, findet Miesen. Laut Stadt teilen sich die rund 30.000 Euro so auf:

— 20.000 Euro kostet der Einsatz der auch privaten Ordnungskräfte.

— 4500 Euro gehen für die Miete von Absperrgittern drauf.

— Die übrigen 5500 Euro sind für Material und Versorgung nötig.

KOK-Präsident Uwe Krautmacher blieb am Donnerstag optimistisch: "Die Lage ist noch zu retten — wenn alle mitziehen."

(RP)
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