Leverkusen Automat statt Schalter - Kritik an Sparkasse

Leverkusen · Als die Sparkasse Anfang des Jahres bekannt gegeben hatte, sechs personenbesetzte Filialen in reine Automatenstandorte umwandeln zu wollen, gab es teils heftige Kritik. Vor allem Senioren sind damit unzufrieden, sagt die Verbraucherzentrale.

Seit Mitte März sind die ersten drei der sechs Filialen geschlossen. Dort stehen lediglich noch Geldautomaten, Überweisungsterminals und Kontoauszugsdrucker. Ein großer Aufschrei der Kunden sei jedoch ausgeblieben, berichtet Sprecher Benjamin Rörig. "Es gibt einige Beschwerden. Aber es ist alles überschaubar." Zu gehäuften Kundenabwanderungen sei es ebenfalls nicht gekommen. "Jeder löst mal - aus welchem Grund auch immer - ein Konto auf. Aber außer der üblichen Fluktuation können wir keine messbaren Konsequenzen der ersten drei Filialumwandlungen feststellen."

Die Leverkusener Verbraucherzentrale hat andere Erfahrungen gemacht. "Gerade ältere Menschen erzählen uns immer wieder, dass sie mit den neuen Selbstbedienungs-centern sehr unzufrieden seien", sagt Verbraucherberater Andreas Nawe. "Sie haben kein Vertrauen in die Technik und wollen lieber einem Mitarbeiter ins Gesicht sehen."

Die Sparkasse hat bislang die Filialen am Wiesdorfer Platz, in Steinbüchel und Manfort umgewandelt. Am 15. Juli folgen die Filialen Rheindorf-Nord, Waldsiedlung und Alkenrath. Sie werden dann ebenfalls zu Selbstbedienungsgeschäftsstellen. Die Mitarbeiter sind dem Kreditinstitut zufolge in die nächstgelegenen Filialen versetzt worden: von Steinbüchel nach Fettehenne, von Manfort nach Küppersteg und vom Wiesdorfer Platz in die Hauptstelle. Die Teams aus der Waldsiedlung und von Alkenrath werden nach Schlebusch wechseln, das Team von Rheindorf-Nord geht nach Rheindorf-Süd. "Die Kunden begrüßen, dass die Mitarbeiter in der Nähe bleiben", sagt Sparkassen-Sprecher Rörig. Und wem der Weg in die nächstbesetzte Geschäftsstelle zu weit sei, "dem bringen wir das Geld nach Hause". Ein spezielles Legitimationsverfahren sorge dafür, dass die Kunden wüssten, wer zu ihnen komme. "Bislang nutzen knapp zehn Kunden dieses Angebot."

Darüber hinaus habe die Sparkasse in zwei Altenheimen der Arbeiterwohlfahrt (Rheindorf und Fetthenne) eine monatliche Sprechstunde eingeführt. Und an der Hauptstelle in Wiesdorf sei man zurzeit dabei, weitere Schließfächer zu installieren. "Jeder, der ein Fach hatte, bekommt auch künftig eins."

Die Sparkasse reagiert mit der Filialumwandlung nach eigenen Angaben auf das veränderte Kundenverhalten. Viele der etwa 100.000 Privatkunden erledigten ihre Bankgeschäfte mittlerweile online. In eine Filiale komme jeder Kunde durchschnittlich nur noch einmal im Jahr. Daher wolle man stattdessen mehr Beratungen anbieten, unter anderem zu Geldanlagen, Krediten und Altersvorsorge. Inwieweit dies schon gelungen sei, lasse sich nicht sagen. "Es ist noch zu früh, um Effekte auf die Organisation und Beratung feststellen zu können", sagt Rörig.

Bei der Verbraucherzentrale reagiert man jedoch schon auf die neue Lage für viele Sparkassen-Kunden. "Alle Banken setzen auf Digitalisierung", sagt Nawe. "Daher ist absehbar, dass in den nächsten zehn Jahren noch mehr Filialen in Automatenstandorte umgewandelt werden. Darauf müssen sich auch ältere Menschen einstellen." Über die "Verbraucherscouts" - Senioren, die von der Verbraucherzentrale geschult werden und Senioren beraten - könnten sie sich nun auf Wunsch an die neue Technik heranführen lassen.

"Auch wenn viele Senioren keinen eigenen Computer haben, wissen die meisten, was Hacker sind und was Viren auf einem PC anrichten können", berichtet Nawe. Daher gelte es, aufzuklären und Ängste zu nehmen. "Die Sparkasse sollte auch selbst Workshops für Kunden anbieten", findet der Verbraucherschützer.

(sug)
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