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Leverkusen Autorin warnt: Gehirnwäsche durch Islamisten im Internet

Leverkusen · Normalerweise ist die französische Autorin Dounia Bouzar nur mit Personenschutz unterwegs. Als sie gestern in der Stadtbibliothek Leverkusen aus ihrem Buch "Djihad, mon ami" las, war sie alleine unterwegs. Lediglich zwei Polizeibeamte kamen kurz vorbei und sahen nach dem Rechten.

 Dounia Bouzar (li.) warnte ihre jungen Zuhörer vor den Gefahren des Islamismus, Dolmetscherin Marie Thepaut übersetzte.

Dounia Bouzar (li.) warnte ihre jungen Zuhörer vor den Gefahren des Islamismus, Dolmetscherin Marie Thepaut übersetzte.

Foto: Miserius

Das Buch birgt einige Brisanz, wie zahlreiche Schüler des Lise-Meitner-Gymnasiums und der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule kurz darauf feststellten. Es handelt von der Gehirnwäsche, die der Islamische Staat (IS) im Internet praktiziert und auf diese Weise junge Leute dazu bringt, nach Syrien in den "Heiligen Krieg" zu ziehen.

Im Vorfeld stellte die Schriftstellerin - mit Hilfe von Dolmetscherin Aurélie Thepaut - klar, dass niemand in Frankreich die Abkürzung IS verwende. Schließlich handele es sich nicht um einen Staat, sondern um eine radikale Gruppe, die an die Macht kommen wolle. Und: "Die Bezeichnung IS würde bestätigen, dass der Islam tötet. Das ist falsch. Nicht die Religion mordet, sondern die Gruppe. Das muss man fein trennen", erklärte die Autorin und ergänzte: "Im europäischen Sprachgebrauch denken die Menschen, der Begriff 'Dschihad' bedeute 'Heiliger Krieg'. Im Islam bezeichnet das Wort im religiösen Sinne jedoch die Anstrengung auf dem Wege Gottes."

Das Buch beschreibt die Geschichte von Camille, die aus einer nicht-muslimischen Familie stammt, und der Muslimin Sarah. Beide sind unzertrennliche Freundinnen, bis Islamisten Kontakt zu Camille aufnehmen. Bald entfremdet sich das junge Mädchen von seiner Familie und dem gesamten Umfeld. Selbst Sarah dringt nicht mehr zu ihr durch. Schließlich plant Camille sogar, sich in Syrien dem IS anzuschließen. Doch der Plan wird vereitelt.

Das Buch sei als Prävention gedacht, sagte Bouzar. Jugendliche würden als erstes feststellen, wenn sich Freunde von ihnen entfernten und in die Fänge der Radikalen gerieten. Denn nur Isolation ermögliche es, dass jemand Familie und Freunde verlasse, weiß die Schriftstellerin, seit sie die französische Regierung über den Umgang mit radikalisierten Jugendlichen berät. Als Vorsitzende des CPDSI, dem Zentrum für Prävention, Deradikalisierung und individuelle Betreuung, ist sie dazu prädestiniert.

Die Lesung wurde vom "Rheinischen Lesefest Käpt'n Book" initiiert. Das in Bonn entstandene Format ist mit mehr als 50 Autoren bei rund 500 Veranstaltungen vertreten und gehört zu den größten dieser Region.

(RP)
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