Leverkusen Awo-Seniorenhaus: Konflikt eskaliert

Leverkusen · Der Informationsabend mit den Architekten der geplanten Senioren-Wohnanlage an der Tempelhofer Straße brachte keine Annäherung zwischen Awo und Anwohnern. Das geplante Bauwerk wurde gar als "Berliner Mauer" beschimpft.

 Awo-Kreisverbandsvorsitzende Sabine Krämer mit den Architekten Kölsch und Bernd Wirtz im Gespräch mit Awo-Vorstandsmitglied Manfred Hans.

Awo-Kreisverbandsvorsitzende Sabine Krämer mit den Architekten Kölsch und Bernd Wirtz im Gespräch mit Awo-Vorstandsmitglied Manfred Hans.

Foto: Uwe Miserius

Konfliktreich und kontrovers verlief eine Informationsveranstaltung des Leverkusener Kreisverbandes der Arbeiterwohlfahrt (Awo) über neue Pläne zum Bau von Seniorenwohnungen an der Tempelhofer Straße. Die Zusammenkunft brachte am Mittwochabend keine Annäherung zwischen den Awo-Vertretern, Bewohnern des Seniorenzentrums "Stadt Leverkusen" und dem Bewohnerbeirat. Zuvor hatte die Awo in einem Positionspapier bereits klargestellt, dass der Beirat zwar ein Anhörungs-, aber kein Mitbestimmungsrecht bei der geplanten Baumaßnahme habe.

 Gespannt-kritisch lauschten die Anwohner den Architektenplänen für eine Seniorenwohnanlage an der Tempelhofer Straße.

Gespannt-kritisch lauschten die Anwohner den Architektenplänen für eine Seniorenwohnanlage an der Tempelhofer Straße.

Foto: Uwe Miserius

Der Beiratsvorsitzende Wilfried Lahne wollte das Forum seinerseits nutzen, um eigene Alternativpläne zu präsentieren. Das aber ließ die Awo-Kreisverbandsvorsitzende Sabine Krämer nicht zu. Der Konflikt gipfelte darin, dass das geschäftsführende Awo-Vorstandsmitglied Manfred Hans den Beiratsvorsitzenden als Lügner bezeichnete. Ein Anwohner degradierte die Bewohner des Seniorenwohnheims seinerseits zu "schlecht betreuten Insassen" und das geplante Bauwerk als "Mauer", die er auf eine Stufe mit der Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland stellte. Eigentlich aber sollten die Besucher am Mittwochabend die überarbeiteten Pläne des Architekturbüros Wirtz & Kölsch kennenlernen und diskutieren. "Wir haben versucht, eine annehmbare Lösung für alle zu finden", sagte Architekt Bernd Wirtz. Die sieht vor, dass das geplante Gebäude mit nun 15 statt bisher 16 Seniorenwohnungen weiter von der Tempelhofer Straße zurückspringt und in zwei versetzten Gebäudeteilen konzipiert wird. Im Erdgeschoss des dreigeschossigen Gebäudes sollen der Veranstaltungssaal erweitert und die Terrasse vergrößert werden. "Der ungehinderte Blick zur Straße bleibt gewahrt. Ebenso bleibt die große Tanne erhalten, die Grünfläche vor dem Haus und der Terrasse wird vergrößert", erklärte der Architekt.

Mit einer Tiefgarage soll der befürchteten Parkplatznot entgegengewirkt werden. Auf Widerstand stößt das neue Gebäude vor allem bei den Bewohnern, die ihre Wohnungen in Haus 2b haben. "Ich finde das diskriminierend", sagte ein Mann, der befürchtet, zukünftig von seinem Balkon seitlich auf eine Hauswand zu schauen.

Diskutiert wurde auch, ob die neuen Wohnungen auf der West- statt auf der Ostseite des Seniorenzentrums errichtet werden könnten. Dort müsste allerdings der Tierhof weichen. Der Bewohnerbeirat favorisierte indes nach wie vor eine Lösung, bei der bestehende Saal abgerissen und darunter eine Tiefgarage errichtet wird. Auf dem darauf neu und größer zu bauenden Veranstaltungsraum sollen dann über drei Etagen die Seniorenwohnungen entstehen.

Das allerdings hält die Awo für nicht finanzierbar. Saalabriss und Neubau sowie die Tiefgarage kosteten mehr als eine Million Euro, ohne dass dabei eine neue Seniorenwohnung entstanden sei. Der für das Bauvorhaben nötige Antrag auf Änderung des Bebauungsplanes liegt der Stadtverwaltung bereits vor. Beraten und beschlossen wird darüber in den zuständigen Gremien aber frühestens Anfang nächsten Jahres.

(inbo)
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