Eltern mit Baby weggeschickt Klinikum Leverkusen nimmt Stellung zu Vorwürfen

Leverkusen · Ein Elternpaar mit Kind musste in der Notfallambulanz am Klinikum Leverkusen erst stundenlang warten und wurde dann nach einer weiteren Untersuchung um 0.30 Uhr weggeschickt. Nun hat sich die Geschäftsführung des Klinikums erneut dazu geäußert.

 Ein Hinweisschild an der Notfall-Ambulanz in Leverkusen.

Ein Hinweisschild an der Notfall-Ambulanz in Leverkusen.

Foto: Uwe Miserius

Der Fall des Elternpaares, das mit seinem dreiwöchigen Säugling nach stundenlanger Wartezeit von der Notfall-Ambulanz am Klinikum Leverkusen gegen 0.30 Uhr nach Solingen geschickt worden war, weil kein Bett mehr frei war, hat die Klinikum-Leitung auch am Mittwoch weiter beschäftigt.

Geschäftsführer Hans-Peter Zimmermann vertiefte seine Stellungnahme zu dem Vorfall von Samstagnacht noch einmal: "In dieser Nacht hatten wir die gleiche Situation gleich dreimal", erklärte er.

Zuvor sei ein Rettungswagen nach dem anderen mit Notfällen vorgefahren. Die Station sei zu 100 Prozent ausgelastet gewesen. Aber Zimmermann betont: "Es ist bei uns nicht die Regel, dass stationär behandlungsbedürftige Kinder verlegt werden." Nur wenn die Kapazitäten restlos erschöpft seien, bahne das Klinikum Wege in andere Krankenhäuser.

In dem aktuellen Fall hatten sich die Eltern zunächst an die kassenärztliche Notdienstpraxis im Medilev gewandt. Der Kinderarzt dort gab ihnen eine Einweisung in ein Krankenhaus. Doch erst nachdem sich ein Arzt im Klinikum das Kind spät in der Nacht ansah, erfuhren die Eltern, dass dort kein Bett mehr frei war.

Jährlich 30.000 Patienten

In der Notdienstpraxis in Leverkusen werden jährlich 30.000 Patienten, darunter 7000 Kinder behandelt, teilt die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KV) mit. Die Wartezeiten dort seien indes sehr unterschiedlich und hingen unter anderem von Jahreszeit und Wetter ab.

Die Notdienstpraxis übernimmt die kassenärztliche Versorgung außerhalb der Sprechzeiten der niedergelassenen Ärzte. Laut Kassenärztliche Vereinigung muss ein Vertragsarzt in der Woche seine Praxis aber nur 20 Stunden öffnen. Wann ein Arzt seine Tür aufsperrt, entscheidet er selbst.

Doch auch bei einer vollen Praxis muss der behandelnde Arzt entscheiden, ob Notfälle vorgezogen werden. Das bestätigt auch die KV. Ob es sich aktuell um einen bedrohlichen Vorfall gehandelt hat, ist nicht klar.

Unstrittig ist allerdings, dass seitens der Leverkusener Notfallpraxis nicht abgeklärt wurde, ob im benachbarten Klinikum überhaupt ein Bett frei ist. Und dies sei auchkeineswegs üblich, so die Vereinigung weiter. In der Regel entscheidet nach der Einweisung ein Arzt im Krankenhaus erst nach einer nochmaligen Untersuchung, ob ein Patient dort stationär aufgenommen wird.

So ist es auch im Fall vom Wochenende geschehen. Daher mussten die Eltern des drei Wochen alten Leverkusener Säuglings, der wegen unerklärlich heftigem Pustelbefall und Ausfluss aus einem Auge litt, mehrfach stundenlange Wartezeiten in Kauf nehmen, ehe sie auf die Reise geschickt wurden.

(RP)
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