Leverkusen Bahnhofswirt schließt nach 35 Jahren

Leverkusen · Bei der Einweihungsfeier kochte der Pächter der Opladener Bahnhofsgaststätte. 35 Jahre lang war Herbert von Kieseritzky eine Institution. Am 31. Dezember wird Abschied genommen und auch zur "Abrissbirnen-Fete" gekocht.

 Herbert von Kiesweritzky war eine Institution: Der Pächter hat die Opladener Bahnhofsgaststätte 1967 eröffnet. Nun schließt er den Treffpunkt für viele Vereine und Stammtische am 31. Dezember.

Herbert von Kiesweritzky war eine Institution: Der Pächter hat die Opladener Bahnhofsgaststätte 1967 eröffnet. Nun schließt er den Treffpunkt für viele Vereine und Stammtische am 31. Dezember.

Foto: Uwe Miserius

Er hat 1967 zur Einweihungsfeier der Opladener Bahnhofsgaststätte gekocht - nun kocht Gastwirt Herbert von Kieseritzky auch bei der "Abrissbirnen-Fete". Denn nach 35 Jahren ist für den passionierten Koch und Gastwirt "Schicht". Am 31. Dezember schließt die traditionelle Opladener Bahnhofsgaststätte und damit auch ein beliebter Treffpunkt für Chöre, Karnevalisten, Jäger, Studentenverbindungen, Eisenbahner und natürlich auch für Wartegäste.

Der Abschied fällt dem 67-Jährigen schwer, den Stammgästen wahrscheinlich sogar noch schwerer. Denn Herbert von Kieseritzky "geht nicht so ganz": Er hat vor fünf Jahren bereits mit der Event-Gastronomie beim ESV Opladen begonnen und wird dies auch weitermachen. "Einmal Gastwirt, immer Gastwirt": Das gilt für den 67-Jährigen seit seiner Kindheit. Denn schon die Großeltern mütterlichererseits führten Bahnhofsgaststätten in Haan, Mettmann und Pattscheid: "Da habe ich schon als Kind mitgeholfen. Ich bin sozusagen in der Bahnhofsgaststätte ausgewachsen. Bei meinen Großeltern habe ich mein erstes Bier für 35 Pfennige verkauft", erinnert sich von Kieseritzky. Seine Ausbildung als Koch machte er im Restaurant des Wuppertaler Zoos: "Ich habe einem Gästepaar mal gesagt, wer für Affen kochen gelernt hat, kann das auch für Menschen", erzählt der Gastwirt und gibt zu, sein Witz sei aber nur bei dem Mann gut angekommen, bei der Gattin weniger. Von Kieseritzky war eine Institution: Bei ihm trafen sich die Stammtische, Vereine, Weihnachts- und sonstige Feiern wurden in dem 120 Plätze-Saal ausgerichtet. Und bis vor zwei Jahren trafen sich auf seiner Kegelbahn zu Blütezeiten drei Clubs pro Tag. Bürgerliche Küche bot der 67-Jährige auch zum Mittagstisch an. "Seine" Jäger brachten auch mal ein Wildschwein oder ein Reh mit, das dann fachmännisch von ihm ausgeweidet, bei von Kieseritzky auf die Speisekarte kam: "So was haben wir früher alles noch gelernt."

Wichtig war ihm auch der Grundsatz, den ihm seine Großeltern als Bahnhofswirte mit auf den Weg gegeben hatten: "Bei uns sollten sich alle wohlfühlen, vom Pastor und Lehrer bis zum kleinen Mann. Das war immer mein Anspruch", betont von Kieseritzky, der allerdings auch Grenzen zu ziehen wusste: "Ich musste in den Anfangsjahren erst mal für Ordnung in der Bahnhofshalle sorgen." Denn Obdachlose hätten dort gehaust und schließlich auch Gäste vertrieben: "Dann habe ich die Schlüssel für den Bahnhof bekommen und es herrschte Ordnung."

Sogar an das Menue, das er zur Einweihung der Opladener Bahnhofsgaststätte gekocht hat, erinnert sich der Gastwirt: "Es gab geschmorte Kalbshaxe mit feinem Gemüse und Bratkartoffeln. Und die Bude war voll", blickt er zurück - und wohl auch aus auf das "Abrissbirnen-Fest", bei dem "die Bude" vielleicht sogar noch voller wird. Dann geht mit der Schließung der Bahnhofsgaststätte ein weiteres Stück Opladener Bahngeschichte zu Ende.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort