Leverkusen Bus-Pressing zum Bayer 04-Fußballspiel

Leverkusen · Die teils dramatischen Szenen in den KVB-Straßenbahnen nach dem Spiel von Bayer 04 gegen 1. FC Köln werfen erneut die Frage auf: Werden zu Fußballspielen zuviele (Fan-)Fahrgäste in die Bussen und Bahnen gesteckt? Eine Nachschau.

 Aufforderungen zum Durchgehen gibt es von Wupsi-Mitarbeitern, "Nachdrücken" lassen sie aber nicht zu.

Aufforderungen zum Durchgehen gibt es von Wupsi-Mitarbeitern, "Nachdrücken" lassen sie aber nicht zu.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Nein, wer eine empfindliche Nase hat, hat es definitiv nicht leicht. Es wird schnell warm im Bayer 04-Pendelbus zur BayArena. Wer sich für die eher frischen Temperaturen draußen entsprechend eingepackt hat, schwitzt schneller, wenn es warm wird. Das Riechorgan hat es am Samstag schwer, zwischen dem Opladener Busbahnhof und dem Stadion. Passagiere, die unter Klaustrophobie leiden oder Menschenansammlungen sonst eher meiden, sind in der Sardinenbüchsen-Atmosphäre sowieso schlecht aufgehoben.

"Es ist schon unangenehm voll", sagt Margret Ohly, die seit Jahren immer wieder mal mit der Wupsi zum Fußball fährt. Das erzeuge zwar durchaus eine "schöne Stimmung" vor dem Spiel, aber etwas mehr Platz dürfe es doch gern sein. "Ich will mir nicht vorstellen, was passiert, wenn der Fahrer mal scharf bremsen muss", sagt Ohly.

 Samstag nach dem Spiel von Bayer 04 gegen Frankfurt: In den speziell für Fußballzuschauer gedachten Wupsi-Bussen wird es schnell voll. Da ist oft Nervenstärke gefragt.

Samstag nach dem Spiel von Bayer 04 gegen Frankfurt: In den speziell für Fußballzuschauer gedachten Wupsi-Bussen wird es schnell voll. Da ist oft Nervenstärke gefragt.

Foto: Uwe Miserius

Doch sind die Fahrzeuge überfüllt? In Köln schien das am vergangenen Wochenende in einigen KVB-Straßenbahnen der Fall gewesen zu sein: Auswärtsfahrer klagten später über eine Affenhitze in den Bahnen der Kölner Verkehrsbetriebe. Zudem habe ein Fahrer es angeblich nicht gestattet, die Fenster zu öffnen. Die Polizei schritt ein, es wurden Notbremsen betätigt, weil einige Fahrgäste Gesundheitsprobleme hatten. Kurzum: Eine Erfahrung, die niemand machen möchte, und neben dem Krankenhausaufenthalt eines Fahrgastes wohl auch einige Klagen zur Folge haben wird.

 Zu Pferd, im Streifenwagen und zu Fuß: Die Polizei hatte am Samstag nur kleinere Vorfälle zu schlichten.

Zu Pferd, im Streifenwagen und zu Fuß: Die Polizei hatte am Samstag nur kleinere Vorfälle zu schlichten.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Zurück nach Leverkusen. Rentnerin Ohly hat mit dem Gelenkbus etwa eine Dreiviertelstunde vor Anpfiff noch einen der weniger ausgelasteten Fan-Transportbusse erwischt. Kurz nach Spielschluss wird es durchaus grenzwertig in Bussen vor der BayArena. "Immerhin können wir hier nicht umfallen", lautet ein oft bemühter Spruch in diesen komplett gefüllten Bussen. Selbst robusteren Nasen macht hier ein Aroma aus Bier, Bratwurst und Siegschweiß zu schaffen.

Aber ist es zu voll? "Nein", lautet die Antwort von Fahrtmeister Olaf Scheibner. Er sorgt dafür, dass keiner der Gelenkbusse überfrachtet wird und allen Fahrern eine Sichtachse nach rechts frei bleibt - eine wichtige Maßnahme, denn Fans im Buseingang lassen den Fahrer rechts quasi erblinden. "Wir achten sehr darauf, dass beim Einsteigen nicht nachgedrückt wird", beteuert Scheibner.

In einen Gelenkbus gingen 120 bis 150 Menschen - um mehr einsteigen zu lassen, da müsse schon arg gequetscht werden. "Da bekommt dann niemand mehr Luft", beteuert er. Trotzdem versuchten die Mitarbeiter natürlich, so viele Fans wie möglich zu befördern. Allerdings: Auch wenn sich über feine Nasen streiten lässt - die Fenster sind am Samstag in den Bussen fast durchweg geöffnet und auch die kleineren Anhänger der Werkself drohen nicht zwischen den großen Fußballfans zerrieben zu werden.

"Wir versuchen immer, genug Busse parat zu haben", schildert Scheibner weiter. So stünden in der kritischen Zeit vor Spielbeginn Busse auch auf Abruf parat. Das funktioniert vor dem Frankfurt-Spiel überraschend gut - weniger als zwei bis drei Minuten muss niemand warten - allerdings müssen viele Gäste einen Bus überspringen. Scheibner siebt gnadenlos aus und schließt die Türen, wenn es reicht.

Nach dem Sieg der Werkself sieht das schon schwieriger aus: Besonders bei Fahrten nach Opladen rücken sich die umstehenden Fans gern mal etwas auf die Pelle. An Zustände wie in der Kölner KVB erinnert das trotzdem nicht.

Dass prall gefüllte Busse durchaus gefährlich sein können, bestätigt einer der Fahrer, der aber lieber unerkannt bleiben möchte. "Mittlerweile hat sich die Situation deutlich verbessert. Auch, weil wir alle jetzt mehr darauf achten, gewisse Standards einzuhalten", sagt der Wupsi-Angestellte, der schon mehr als zehn Jahre lang Leverkusener in die Bismarckstrasse bringt.

Früher sei das bei manchen Fahrten anders gewesen. "Da habe ich auch schon mal auf halber Strecke Leute rausgeworfen, weil es für die betrunkenen Fans zu voll war und die reihenweise gekotzt haben. Besonders im Sommer. Dann reichen die kleinen Fenster nämlich nicht zum Durchlüften aus. Aber wie gesagt: So schlimm ist es absolut nicht mehr."

(jim)
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