Leverkusen Bayer feiert Rekordjahr - auch dank Covestro

Leverkusen · Covestro, die ehemalige Kunststoffsparte, hat beim satten Gewinn des Konzerns geholfen: Denn Bayer hält noch 64 Prozent der Aktien.

Natürlich. Es ging gestern bei der Vorstellung von Bayers Finanzzahlen um den, man könnte fast sagen, Jahrhundert-Deal, die Übernahme des öfters negativ beschlagzeilten US-Agrarkonzerns Monsanto durch Bayer. Das lässt sich Bayer laut Finanzvorstand Johannes Dietsch den größten "Bankkredit, den ein deutsches Unternehmen jemals aufgenommen hat" (57 Milliarden US-Dollar) kosten.

Aber während sich der Bayer-Vorstand - sieben Manager, darunter auch eine Frau: Erica Mann, die Chefin des Bereichs Consumer Health - vorn auf dem Podium zum guten Vorankommen des Monsanto-Transaktions-Marathons auch ein bisschen selbst auf die Schulter klopfte, fand im BayKomm auch ein anderer kleiner Triumph statt.

Denn Covestro, der mittlerweile selbstständigen ehemaligen Kunststoffsparte Bayer MaterialScience (BMS), hat der Konzern einen Gutteil seines um zehn Prozent gewachsenen Gewinns vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von 11,3 Milliarden Euro zu verdanken. Endlich, möchte man sagen. Über Jahre war BMS ein bisschen so etwas wie das bilanzielle Stiefkind, weil stärker als die übrigen Geschäfte von der Konjunktur abhängig und dementsprechend schwankend in den Zahlen. Die Kennziffern konnten selten mit denen von Klassenprimus Pharma und der aufstrebenden Agrarsparte mithalten.

Letztere tritt derzeit auf der Stelle einer "zyklischen Delle in der Landwirtschaft", wie CropScience-Chef Liam Condon formulierte. Die Zahlen dazu: Der Umsatz war mit 9,9 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau, das Ebitda mit 2,4 Milliarden Euro auch. Und in dem Moment überholt der ewige Dritte, auch wenn er mittlerweile keine Bayer-Sparte, sondern ein eigenständiges, börsennotiertes Unternehmen ist. Vor zwei Tagen legte Covestro seine Bilanzzahlen vor. Die waren erheblich besser als nur ordentlich - freilich nicht besser als bei CropScience oder Pharma, aber zum ersten Mal knackte das Ebitda die zwei Milliarden-Marke (wir berichteten).

Bayer profitiert davon, denn noch hält der Weltkonzern 64 Prozent der Covestro-Aktien. Und will aus denen - Preis pro Stück derzeit um die 70 Euro (eine Verdreifachung des Einstiegskurses) - derzeit auch kein Verkaufspaket schnüren. Bayer-Chef Werner Baumann hält offenbar nichts von Schnellschüssen. "Wir wollen uns mittelfristig von Covestro trennen", sagte er. Johannes Dietsch ergänzte: "Der Zeitpunkt ist aber noch völlig offen." Und auch, ob ein anderes Unternehmen sich die Mehrheit der Aktien, der Rest ist in Streubesitz, einverleiben könnte. "In welcher Form die Trennung erfolgen wird, haben wir noch nicht besprochen", beeilte sich Baumann zu sagen und sprach ein Lob aus, das Covestro-Chef Patrick Thomas zu Bayer-Zeiten lange nicht so deutlich vernommen haben dürfte: "Covestro ist ein hochattraktives Unternehmen."

(RP)
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