Karl Lauterbach "Bayer hält nur die Hand auf - das ärgert mich"

Leverkusen · Für Montag lädt SPD-Bundestagsabgeordneter Karl Lauterbach zu einem Abend "Verkehr und Gesundheit" ein. Es geht dabei auch um die A1-Tunnelfrage. Der Politiker will Fakten darlegen. Im Interview übt er Kritik.

 SPD-Bundestagsabgeordneter Karl Lauterbach

SPD-Bundestagsabgeordneter Karl Lauterbach

Foto: dpa

Herr Lauterbach, Sie wollen am Montag mit Bürgern über Gesundheit und Verkehr und vor allem über eine Tunnellösung statt einer A1-Megastelze durch Küppersteg sprechen. Sind Sie da nicht ein bisschen spät dran, und die Stelze ist längst beschlossene Sache?

Karl Lauterbach Im Gegenteil. Denn im Grunde war ich der Erste, der auf Feinstaub- und Lärmbelästigung hingewiesen hat, und zwar bereits im letzten Bundestagswahlkampf, und ich habe mich früh für die Tunnellösung engagiert, konstant an dem Thema gearbeitet, mit Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt darüber mehrfach diskutiert. Insofern bin ich aus meiner Sicht nicht zu spät mit dem Thema.

Welchen Eindruck haben Sie aus den Gesprächen mit Dobrindt? Kommt die Megastelze?

Lauterbach Ich gehe davon aus, insbesondere nach dem letzten Gespräch mit seinem Staatssekretär Ferlemanm, dass er den Tunnel in Küppersteg ablehnen wird, weil er nicht die wirtschaftlichste, die billigste Lösung ist.

Also doch alles schon verloren?

Lauterbach Nein. Wenn Dobrindt den Tunnel ablehnt und über diesen Teilabschnitt der A1 formal beschlossen ist, dann werde ich einen Entschließungsantrag im Bundestag stellen. Das heißt: Der Bundestag wird sich mit dem Thema befassen und könnte dann einen Beschluss herbeiführen, dass der Tunnel trotzdem gebaut wird. Dafür werde ich mich an die Speerspitze der Bewegung stellen. Denn wenn der Bundestag dem Antrag folgt und den Tunnel beschließt, dann muss der Bund sich an den Kosten für den Bau beteiligen und zahlte auch den künftigen Tunnelbetrieb, für den pro Jahr immerhin rund eine Million Euro veranschlagt sind. Das könnte sich die Stadt Leverkusen alleine niemals leisten. Und das weiß auch Herr Dobrindt. Ich halte den kleinen Tunnel in Küppersteg für die einzige mögliche Lösung, die Lärm- und Feinstaubbelastung in dem Bereich der Stadt in den Griff zu kriegen.

Auch dazu wollen Sie am Montag referieren?

Lauterbach Ja. Ich will der Frage nachgehen, ob die Probleme mit der Tunnellösung beherrschbar sind. Viele, die in der Vergangenheit gesagt haben, diese kleine Tunnellösung ist richtig, argumentieren nun auf einmal, der kleine Tunnel sei nichts mehr wert. Es ist klar, dass die große Stelze keine Probleme löst, da sind sich alle einig. Dass der kleine Tunnel auch nichts löst, das ist schlichtweg falsch. Auch die entsprechenden Argumente, die etwa Herr Schoofs dazu anführt, werde ich näher beleuchten. Ich will Fakten liefern, die hoffentlich in dieser derzeit vergifteten Situation auch gehört werden.

Vergiftet?

Lauterbach Zum Thema A1-Um- und Ausbau gibt es mittlerweile auf allen Seiten sehr viele Unterstellungen, aber wenig Sachliches. Das ist mir zum Beispiel bei der jüngsten Ratssitzung, bei er ich anwesend war, aufgefallen, es wird wenig Faktisches diskutiert, es ist alles etwas postfaktisch geworden. Für mich heißt das, es herrscht offenbar auch viel Unsicherheit bei dem Thema.

Und von Ihrer Seite her offenbar auch eine kritische Stimmung. In der Ankündigung zum Termin am Montag heißt es: "Leverkusen ist nicht nur die An- und Abfahrt für Bayer."

Lauterbach Ja. Ich habe mich in den letzten Monaten geärgert, dass Bayer nur die Hand aufhält, aber beim Thema A1-Ausbau kein Rückenwind für die Stadt vom Konzern kommt.

Inwiefern?

Lauterbach Es gibt etliche Repräsentanten von Bayer in Berlin, die dort - und das ist auch richtig - Lobbyarbeit betreiben, etwa für die Monsanto-Übernahme oder andere Anliegen des Konzerns. Ich habe an solchen Dingen auch teilgenommen, habe mich eingesetzt, wenn es um Leverkusen ging, etwa bei der Eigenstromproduktion, die dann ins allgemeine Netz eingespeist werden soll. Aber jetzt hat die Stadt mit dem Autobahnausbau ein Anliegen. Und dazu ist vom Konzern nichts gekommen. Ich war kürzlich bei der 125-Jahr-Feier zum Werk am Rhein, auch da ist das Thema mit keinem Wort erwähnt worden.

Was stößt Ihnen da am meisten auf?

Lauterbach Dass Bayer einfach von einer breiteren, staufreieren An- und Abfahrt für sich ausgeht, dass der Konzern erwartet, die Infrastruktur soll in der Stadt vorhanden sein, aber trägt nichts dazu bei, noch nicht mal Steuern für die Stadt. Das ist nicht die Haltung, die ich von einem Weltkonzern mit Standortbekenntnis erwarte.

LUDMILLA HAUSER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Termin Diskussionsabend "Verkehr und Gesundheit" mit Karl Lauterbach, Montag, 9. Januar, 18 Uhr, Kurt-Schumacher-Haus, Tannenbergstraße 66.

(RP)
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