Leverkusen Bayer hält nur noch 31 Prozent von Covestro

Leverkusen · Weitere 19 Millionen Aktien hat der Konzern jetzt abgegeben und dafür 1,2 Milliarden Euro kassiert. Bayer hält nun noch 31 Prozent der Anteile am Kunststoffhersteller. Die Covestro-Aktie (MDax) schnellte kurz drauf um mehr als drei Prozent nach oben. Laut Analysten erhöht sich die Chance für Covestro, in den Dax aufzusteigen.

Bundespräsident Frank Walter Steinmeier war gestern in Bitterfeld. Mit dem Diplomatischen Korps hat er sich den dortigen Bayer-Standort angesehen. Solch einen thematischen "Ausflug" in eines der Bundesländer macht der Bundespräsident einmal im Jahr mit den Diplomaten, um die Vielfalt der Regionen Deutschlands zu zeigen. Gestern gab es unter anderem einen Rundgang durch die pharmazeutische Herstellung. Es ging beim Besuch um das frühe Engagement von Bayer nach der Wiedervereinigung, sich auch in Bitterfeld mit einem Standort niederzulassen, aber auch um das von Arbeitsdirektor Hartmut Klusik nochmals unterstrichene Bekenntnis zu diesem Standort und um unternehmerische Verantwortung.

Die hat der Konzern in einem ganz anderen Bereich vor zwei Jahren abgegeben. 2015 hat Bayer seine Kunststoffsparte MaterialScience ausgegliedert. Der neue Konzern Covestro entstand, ist mittlerweile börsennotiert und könnte es vom MDax, dem zweitwichtigsten deutschen Aktienindex, möglicherweise in nährer Zukunft in den wichtigsten, den Dax, schaffen. Dort ist auch Bayer notiert.

Das einstige Sorgenkind - MaterialScience war von der Wirtschaftskrise 2009 gebeutelt, stand hinter Klassenprimus Pharma und der Agrarsparte CropScience weit zurück - hat sich in jüngster Zeit stark gemausert. Bei den Bilanzzahlen fürs vergangene Jahr glänzte Covestro mit prima Daten. Das kam Bayer (mit derzeit etwas schwächelndem CropScience und Problemen auch im Bereich Consumer Health) zugute. Denn der Konzern hielt da noch die Mehrheit der Aktien an Covestro, seit Sommer dann nur noch 41 Prozent. Bis jetzt. Gestern hieß es aus dem Unternehmen: "Die Bayer AG hat ihren direkten Anteil an Covestro von 40,9 Prozent auf 31,5 Prozent reduziert. Dazu wurden 19 Millionen Aktien aus Bayer-Besitz zum Preis von 63,25 Euro je Aktie abgegeben." Die Aktienplatzierung habe am Dienstagabend nach Marktschluss stattgefunden und "richtete sich ausschließlich an institutionelle Investoren". Mit der weiteren Abgabe von Covestro-Anteilen hat Bayer gut 1,2 Milliarden Euro eingenommen.

Über das Jahr hat der Konzern, der sich auf Pharma und Agrar spezialisiert, scheibchenweise Covestro-Anteile abgegeben. Anfang des Jahres hielt der Konzern noch rund 64 Prozent, im Frühjahr noch gut 53 Prozent, im Juni sank Bayer durch weitere Reduzierung unter die Mehrheitsgrenze auf eben jene 41 Prozent. Nun hält das Unternehmen also nur noch ein Drittel der Anteile. Und will ganz aussteigen. "Wie bereits angekündigt, will Bayer sich mittelfristig vollständig von Covestro trennen", bekräftigt der Konzern.

Bayers Finanzvorstand Johannes Dietsch kommen die 1,2 Milliarden Euro recht. Der Konzern muss die 66 Milliarden Dollar teure Übernahme des US-Agrarriesen Monsanto stemmen - die größte Akquisition, die Bayer in seiner bisher 150-jährigen Geschichte bewerkstelligen will.

Und auch Covestro scheint, von der Aktien-Abgabe zu profitieren. Die Aktie kletterte zunächst um mehr als drei Prozent auf 67,80 Euro, später ging es nochmal weiter hoch auf mehr als 68 Euro. Covestro führte damit den MDax, in dem 50 Werte notiert sind, an.

Von Analysten heißt es: "Der Aktienverkauf durch die ehemalige Mutter dürfte die Papiere des Kunststoffkonzerns zunächst belasten", sagt Markus Mayer (Baader Bank). Der Verkauf dürfe aber langfristig zum Dax-Aufstieg führen, was positiv sei. Ähnlich sieht das auch Analyst Michael Schäfer von der Commerzbank: Die Wahrscheinlichkeit einer Dax-Aufnahme der ehemaligen Bayer-Kunststofftochter steige mit jeder Platzierung, werde sich aber wohl noch etwas hinziehen, wird er zitiert.

(RP)
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