Leverkusen 30 Kartellämter prüfen Monsanto-Übernahme

Leverkusen · Der Konzern hat im September 2016 die Pläne zur Fusion mit dem US-Saatgutriesen Monsanto bekannt gegeben, im Dezember stimmten die Monsanto-Aktionäre zu. Nun hängt alles von den Behörden ab.

 Geduld ist derzeit unter dem Bayer-Kreuz gefragt. Bis 30 Kartellämter die Monsanto-Übernahme geprüft haben, kann es noch dauern.

Geduld ist derzeit unter dem Bayer-Kreuz gefragt. Bis 30 Kartellämter die Monsanto-Übernahme geprüft haben, kann es noch dauern.

Foto: Ulrich Schütz (Archiv)

In der gläsernen Bayer-Konzernzentrale im Chempark gilt derzeit in Sachen Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto diese Losung: Warten. Und zwar auf rund 30 Kartellbehörden weltweit, die in die Übernahmepläne involviert sind. "Wir müssen abwarten, wie die kartellrechtlichen Prüfungen laufen", sagt Bayer-Sprecher Hans-Bernd Schmitz. Dass so viele Behörden beteiligt seien, liege daran, dass eben auch überall dort geprüft werden müsse, wo Bayer und Monsanto vertreten seien, beziehungsweise es Überschneidungen der beiden Konzerne gebe, erläutert der Sprecher.

Wann die Kartellämter mit den Prüfungen durch sein könnten und was passieren könnte, wenn eine Behörde ihr Veto einlegte, "da stecken wir als Unternehmen nicht drin", ergänzt Schmitz. "Es bringt uns nicht weiter, wenn wir spekulieren. Wir müssen wirklich abwarten."

Fakt ist weiterhin, das bestätigt Schmitz, dass Bayer und Monsanto noch in diesem Jahr gerne das sogenannte "Signing", also die offizielle Unterzeichnung der Verträge, über die Bühne bringen möchten. Eine Hürde hat der Leverkusener Konzern bereits im Dezember genommen, da hatten die Monsanto-Aktionäre der Übernahme zugestimmt - sie sollen 128 Dollar je Aktie bekommen. "Dies ist ein wichtiger Meilenstein bei der Erreichung unseres gemeinsamen Ziels", formulierte Monsanto-Chef Hugh Grant damals.

Im Mai 2016 waren die Übernahmepläne bekannt geworden, der neue Bayer-Chef Werner Baumann hatte dies drei Wochen nach Amtsantritt bestätigt. Dann hatte ein Monate dauernder Poker um den Preis begonnen. Im September hatten sich die beiden mächtigen Konzerne geeinigt. Bayer will umgerechnet 59 Milliarden Euro für Monsanto zahlen - die bisher größte Akquisition, die Bayer in seiner mehr als 150-jährigen Geschichte bewerkstelligen will.

Und eine, die zu Buche schlägt - nicht nur in den Finanzbüchern des Unternehmens und Medienjournalen, sondern auch im Konzernatlas 2017. Gestern wurde er vorgestellt. Die Zusammenstellung von Fakten und Grafiken zur Agrarindustrie wird von der Heinrich-Böll- und der Rosa-Luxemburg-Stiftung, dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund), Oxfam Deutschland, Germanwatch und Le Monde Diplomatique herausgegeben. Durchaus kritisch. Denn die Herausgeber warnen davor, "dass die laufenden Konzentrationsprozesse im Agrarsektor die 2015 beschlossenen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen gefährden." Bayers Übernahmeziele sind nicht die Einzigen im Atlas, der besagt, dass fünf der zwölf kapitalintensivsten Übernahmen börsennotierter Konzerne in 2015 und 2016 im Agrar- und Ernährungsbereich stattfanden. "Inzwischen kontrollieren lediglich vier Großkonzerne rund 70 Prozent des Welthandels mit Agrarrohstoffen", heißt es im Altas weiter. In Deutschland deckten vier Supermarktketten 85 Prozent des Lebensmitteleinzelhandels ab. "Finden die weiteren derzeit geplanten Mega-Fusionen statt, würden nur drei Konzerne mehr als 60 Prozent des globalen Marktes für kommerzielles Saatgut und für Pestizide beherrschen", sagen die Atlas-Macher. Und fordern stärkere Kontrollen der Unternehmens-Fusionen durch die Behörden.

Genau auf deren Entscheidung wartet Bayer nun in Sachen Monsanto-Übernahme.

(RP)
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