Leverkusen Bayer Kultur bedankt sich mit Krichel-Sonderkonzert

Leverkusen · Ein "After Christmas Shopping Konzert" war für alle neu. Bayer Kultur hatte es am Samstag sozusagen als kostenloses Dankeschön für die treuen Besucher veranstaltet, relativ kurzfristig organisiert. Auch für Alexander Krichel, der schon auf Weihnachtsurlaub von seinem derzeitigen Studienort London (Aufbaustudiengang "Artist Diploma") in Deutschland angekommen ist, war es das erste Recital dieser Art.

"Nach drei Jahren als stART-Künstler ist man Bayer Kultur so dankbar, dass man sowieso alles mitmacht", begrüßte er das Publikum im Erholungshaus. Den Konzertflügel hatte man am Nachmittag für ihn in die Bühnenmitte gerückt, aber ringsum standen Stühle, Pulte und Mikrophone. Denn die Musiker von l'arte del mondo hatten nur eine kurze Pause eingelegt, um hinterher mit der begonnenen Aufnahme der Opern-Wiederentdeckung "La Scuola de' gelosi", die am Sonntag an dieser Stelle aufgeführt wurde.

Dass Bayer Produktionen und CD-Einspielungen fördert, davon hat auch Alexander Krichel profitiert, der bis zu diesem Jahr im stART-Programm war. Sein Debüt-Album "Frühlingsnacht" ist 2013 auf diese Weise zustande gekommen und hat ihm auf Anhieb einen ECHO Klassik als Nachwuchskünstler des Jahres eingebracht. Inzwischen ist bei Sony, das Label hat mit ihm einen Exklusivvertrag geschlossen, seine dritte Aufnahme erschienen, die er Sergej Rachmaninov widmete. Zwei von dessen "Six moments Musicaux" op. 16 spielte Alexander Krichel für die Besucher seines Sonderkonzerts. Dabei mochte man ermessen, was Rachmaninovs Musik für den jungen Pianisten bedeutet. Denn zuvor hatte er die Besonderheiten erklärt. Beispielsweise seine Wahrnehmung, dass die Pausen zwischen den Tönen des dritten moment "Andante cantabile" beinahe wichtiger sind als die Töne selbst, weil es nämlich nicht absehbar ist, in welche Richtung sich die Gefühle an diesen einkomponierten Haltepunkten wenden werden.

Spitzen sie sich zu, oder werden sie sich zum Positiven wenden?

Mit dem Pianisten hielten die Zuhörer die Spannung durch diese Pausen hinweg. Oder der Hinweis, dass der folgende Presto-Satz für ihn wie ein Segelschiff im Sturm erscheint. Unwillkürlich stellten sich schon bei den grollenden Läufen zu Beginn Bilder von heranrollenden Riesenwellen ein. Auch vor den "Bilder einer Ausstellung", von Modest Mussorgski, erklärte Krichel seine persönliche Interpretation, um sie dann komplett zu spielen.

Obwohl die einzelnen Teile gemalte Bilder in Musik umsetzen und die "Promenaden"-Zwischenmusiken so etwas wie die Verarbeitung des Gesehenen sind, empfindet er die Komposition nicht als Museumsbesuch, sondern als Lebensreise ins Innere, die ihre Erfüllung im fulminanten Schluss "Das große Tor von Kiew" findet. Bild für Bild hat er vorher beschrieben und damit ganz sicher auch die Wahrnehmung der Zuhörer gelenkt, unter denen an diesem Nachmittag erfreulich viele Kinder waren. Nicht nur die haben sich über die zarte Zugabe gefreut: ein Wiegenlied. Diese Eigenkomposition hat Alexander Krichel auch auf seiner neuen CD festgehalten.

(mkl)
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