Bergisch Neukirchen Bei Hausärzten ist die Stadt überversorgt

Bergisch Neukirchen · Übel sieht es nur auf dem Land aus. In Leverkusen und Leichlingen haben Patienten noch die Qual der Wahl.

 Thomas Eusterholz von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (links) und Hausarzt Michael Motz (rechts) haben gut lachen: Patienten in Leverkusen und Leichlingen müssen sich vorerst keine Sorgen um ihre ärztliche Versorgung machen. Die hohe Arztdichte ist für Leverkusen sogar ein Standortvorteil.

Thomas Eusterholz von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (links) und Hausarzt Michael Motz (rechts) haben gut lachen: Patienten in Leverkusen und Leichlingen müssen sich vorerst keine Sorgen um ihre ärztliche Versorgung machen. Die hohe Arztdichte ist für Leverkusen sogar ein Standortvorteil.

Foto: Ralph Matzerath

Doktor Michael Motz teilt sich seine Hausarztpraxis mit dem Kollegen Andre Knauf. Motz ist Ende 50 und nähert sich so langsam dem Rentenalter. 25 Prozent aller Leverkusener Allgemeinmediziner sind 65 und älter, könnten also langsam ans Aufhören denken. Klingt dramatisch, ist es aber nicht, beruhigt Doktor Thomas Eusterholz, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein und - Augenarzt. "Leverkusen wurde als einer der letzten Bereiche versorgungstechnisch geschlossen. Aktuell haben wir hier eine Versorgung von 140 Prozent an Hausärzten. Das heißt, wo 100 Ärzte gebraucht werden, um die Versorgung der Patienten sicherzustellen, haben wir 140." Der Schlüssel besagt, dass auf 1000 Patienten ein Hausarzt kommen muss. In Leverkusen sind es rein rechnerisch 1,4 Ärzte, 135 in absoluten Zahlen. 360 Fachärzte sind es insgesamt. In Leichlingen sei die Versorgung ähnlich gut.

In der letzten Zeit seien vier Praxen in Leverkusen geschlossen und Zulassungen abgegeben worden, weiß der KV-Experte. Probleme sieht er mittelfristig: "In den 80er Jahren waren Hausärzte zu 64 Prozent männlich. Die haben 60 Stunden die Woche gearbeitet. Heute sind Hausärzte zu 72 Prozent weiblich. Die arbeiten eher nur 30 Stunden pro Woche, weil sie auch noch Familie haben wollen und Arbeit nicht mehr alles ist. Auf einen Mann kommen also zwei Frauen."

Seine Schlussfolgerung: Man hätte schon vor zehn Jahren die Zahl der Studienplätze deutlich erhöhen müssen. Das werde sich noch rächen. Zum Teil sehe man es ja bereits auf dem Lande.

Und noch etwas hat sich geändert, wie Allgemeinmediziner Motz weiß: "Leverkusen ist stark überaltert. Je älter die Patienten, desto häufiger gehen sie zum Arzt." Teils, weil chronische Krankheiten sie dazu zwingen, teils, weil sie sich im Alter eher mal die Zeit nehmen, den Arzt zu konsultieren, als es die meisten Berufstätigen tun. - Insgesamt sei die medizinische Behandlung des einzelnen in den letzten Jahrzehnten aufwendiger und teurer geworden, weiß der Vorsitzende der KV: "Alte Leute wollen zu Fuß zum Arzt gehen." Leverkusen mit seiner vergleichsweise hohen Arztdichte locke einerseits Rentner aus dem Bergischen Land in die Großstadt. Andererseits ziehen aber auch junge Familien zu, weil Wohnen hier deutlich günstiger ist, als in Köln oder Düsseldorf. Sie alle erleben bei Motz und Knauf eine Praxis, die morgens von 8 bis 9 Uhr eine offene Sprechstunde für akute Fälle anbiete - zurzeit kommen überwiegend Grippepatienten - und die Hausbesuche machen bei den vielen Pflegebedürftigen, die zu Hause statt im Seniorenheim betreut werden, oder bei Leuten, die zu krank sind, um in die Sprechstunde zu kommen.

Michael Motz' Nachfolge in der Praxis ist übrigens bereits geregelt: Seine Tochter will sie übernehmen.

(ilpl)
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