Leverkusen Bei Lanxess wird aus Leder-Abfall ein Rohstoff

Leverkusen · In einem Pilotprojekt testet der Konzern mit weiteren Partnern eine Anlage, die aus Schnittabfällen und Falzspäne mit pflanzlicher Biomasse Nachgerbstoffe herstellt.

 Vor der Anlage: Luis Lopez-Remón, Oberbürgermeister Uwe Richrath, Thomas Strebost und Armin Schweiger (v. l.)

Vor der Anlage: Luis Lopez-Remón, Oberbürgermeister Uwe Richrath, Thomas Strebost und Armin Schweiger (v. l.)

Foto: rm

Der Köln-Leverkusener Chemiekonzern Lanxess versteht etwas von Leder. Und die damit beschäftigten Chemiker trinken gerne mal Kaffee. Warum, so dachte man sich, soll es nicht auch bei der Wiederverwertung von "Zwangsanfallprodukten" bei der Lederherstellung so zugehen wie bei der Kaffeezubereitung: Kaffeebohnen rein, unten kommt etwas Verwertbares raus. Bei der nun im Leverkusener Chempark vorgestellten neuen Invite-Anlage namens ReeL kommen oben Lederreste rein, unten kommt ein wichtiges Produkt raus.

Die Pilotanlage für die Resteverwertug ist fertig und wurde jetzt offiziell eröffnet. In Zusammenarbeit mit dem Leverkusener Forschungsinstitut Invite entstand die Anlage, um aus Falzspänen und Schnittabfällen, die bisher in der Regel entsorgt wurden, und aus pflanzlicher Biomasse Nachgerbstoffe zur Leder-Fertigung herzustellen.

Die Anlage - in der Größe eines Containers - lässt sich direkt in Gerbereien an Ort und Stelle einsetzten. "Die Nachhaltigkeit der Prozesse liegt uns als einem der größten Hersteller von Chemikalien für die Lederindustrie besonders am Herzen", sagt Luis López-Remón, Leiter des Geschäftsbereichs für Lederchemikalien bei Lanxess. Und zugleich wurde damit ein neues Konzept des Konzerns vorgestellt, nämlich nicht nur Produkte zu verkaufen, sondern auch das Wissen um Prozesse dem Kunden zu vermitteln und bei ihm einzusetzen. "Es entsteht eine Win-Win-Situation", betont López-Remón. Produktionsabfälle lassen sich direkt bei der Lederherstellung verwerten. Damit erhält das Projekt auch das Attribut Nachhaltigkeit: Rohstoff für die weitere Produktion, kein Transport, keine Verpackung, keine Lagerhaltung.

 So funktioniert das neue Verfahren.

So funktioniert das neue Verfahren.

Foto: Lanxess

Das Projekt kostet gut fünf Mio. Euro. Es wird nahezu zur Hälfte durch Fördermittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unterstützt und ist auf drei Jahre angesetzt. Anteilseigner sind Bayer mit etwa 50 Prozent und die Universitäten in Dortmund (30 Prozent) und Düsseldorf (20 Prozent). Die Praxiserprobung soll beim dritten Projektpartner, der Gerberei Heller-Leder in Hehlen (Niedersachsen) stattfinden. Bei einer Gerberei mittlerer Größe fallen ein bis zwei Tonnen Falzspäne pro Tag an. Mit der Anlage könnte der Betrieb daraus eine vergleichbare Menge an flüssigen Biopolymeren herstellen. Die Abfälle werden dabei zu 100 Prozent verwertet, es werden keine Emissionen erzeugt. Mit Biopolymeren lassen sich etwa die Ledereigenschaften von Schuhen verbessern.

(sg-)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort