Leverkusen Bei "Levliest" die Fan-Kultur im Stadioneck dokumentiert

Leverkusen · Klar, dem Derby fiebern sie hier alle entgegen. "Aber ein bisschen leiden wir auch darunter", sagt Stefan Thomé, Leiter des Leverkusener Fanprojekts. Die Ultras, der harte Kern der Leverkusener Fans, sind heute nicht da.

"Die bereiten sich in Köln aufs Derby vor, hoffentlich friedlich", erklärt Thomé und seufzt. Sonst sind immer viele Ultras hier im Stadioneck, ihrer Fankneipe. Heute hat es immerhin 30 Gäste herverschlagen. Journalist und Autor Hardy Grüne spricht im Rahmen von "Lev liest!" über Fankultur im Fußball. Und so ist ein anderer "harter Kern" da, gewissermaßen.

Viele Bilder hat Grüne im Gepäck, angefangen im Jahre 1890, bis in die Gegenwart. Früher, da ging man noch im Anzug ins Stadion. "Das war wie in der Oper. Sehen, und gesehen werden", erklärt Grüne die Anfänge der Fankultur und erntet ungläubiges Kopfschütteln.

Grüne doziert sich durch die letzten 100 Jahre Fußballfankultur. Er ist selbst Fan, das merkt man, und seinem erlesenen Publikum gefällt das. Gewalt im Stadion gab es schon immer, und Pyrotechnik sorgte schon vor dem Zweiten Weltkrieg für Schlagzeilen in den Gazetten: So stellt er es dar.

Der Autor pendelt zwischen theoretischen Analysen, etwa, wenn er die Einflussnahme der Nationalsozialisten auf den Fußball dokumentiert, und auf der anderen Seite massentauglichen Kalauern. Schon Nazigröße Joseph Goebbels erkannte: "Den Leuten liegt die Niederlage in diesem Länderspiel mehr am Herzen, als die Einnahme irgendeiner Stadt im Osten."

Für sein Gastspiel in Leverkusen änderte Grüne extra sein Programm, warf Bilder des FC Köln aus der Präsentation und ersetzte sie stattdessen durch die des Offenbacher FC, den eine Fanfreundschaft mit den Leverkusenern verbindet. Natürlich kriegen auch die Kölner ihr Fett weg, etwas wenn Grüne aus den 1920er Jahren erzählt und anfügt: "...aber da gab's den FC ja noch gar nicht." Ein deftiges "Bravo" schallt dann durch das Stadioneck. Und ein Fanartikelautomat des BVB ruft ein wenig dezentes "Ach du Sch.." hervor.

(jim)
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