Mitarbeiter von Straßen.NRW erzählt "Es ist ganz normal, dass wir auf Baustellen bepöbelt werden"

Leverkusen · Nordrhein-Westfalen versinkt im Stau. Den Frust der Pendler bekommen Straßenbauarbeiter täglich zu spüren. "Regelmäßig werden wir als Vollidioten oder Arschlöcher beschimpft", erzählt ein Mitarbeiter von Straßen.NRW unserer Redaktion.

 Die A3 bei Leverkusen ist seit Jahren eine Dauerbaustelle. Hier bekommen Straßenbauarbeiter den Frust der Pendler zu spüren.

Die A3 bei Leverkusen ist seit Jahren eine Dauerbaustelle. Hier bekommen Straßenbauarbeiter den Frust der Pendler zu spüren.

Foto: UM

Seinen Namen will er nicht nennen, aber seine Geschichte will er loswerden. Wir haben uns mit einem Mitarbeiter von Straßen.NRW, der nahezu täglich auf Baustellen im Großraum Köln unterwegs ist, über seinen Arbeitsalltag unterhalten. Der Ton auf der Straße sei rauer geworden, sagt er. Im Gespräch mit unserer Redaktion schildert er seine Erfahrungen:

Bei den Leuten, die rund um Köln wohnen, ist der Frust riesig. Wer hier Auto fährt, steht häufig im Stau. Den Frust kriegen wir auf der Straße ab, und Beleidigungen gehören für uns inzwischen zum Alltag. Regelmäßig bekommen wir an den Baustellen Beleidigungen zu hören, die nettesten davon sind Arschloch oder Idiot. Es kann auch schon mal sein, dass an einer Baustelle plötzlich eine Glasflasche neben einem zerschellt. Das ist mir mal an der A3 bei Leverkusen passiert. Getroffen wurde, soweit ich weiß, zum Glück noch keiner.

Seit 17 Jahren mache ich meinen Job nun und bin viel unterwegs, vor allem am Abend und an den Wochenenden. In meinen Augen ist der Ton in den vergangenen paar Jahren deutlich rauer geworden. Das liegt sicher an den vielen Dauerbaustellen, ist aber aus meiner Sicht auch eine Gesamtentwicklung in unserer Gesellschaft. Man muss da ja nur an die Polizisten denken, die im Einsatz angegriffen werden.

Wir auf der Straße können ja nichts für die Baustellen, aber sind die Leidtragenden. Dass die Leute maßlos gefrustet sind, ist ja auch verständlich. Die Zeit, die sie im Stau verbringen, ist Lebenszeit, die verloren geht. Privat denkt man schon mal über die Beleidigungen nach, aber meistens gelingt es, das schnell abzuhaken. Wir haben an den Baustellen viel Stress, dass alles rechtzeitig fertig wird. Dann auch noch beschimpft zu werden, ist nicht schön. Die Jungs auf der Baustelle vertragen das, aber schön ist es trotzdem nicht. Von Lkw-Fahrern kommen kaum Pöbeleien, meistens sind es junge Autofahrer.

Oft ist auch der Müll ein Problem. Wenn wir zum Beispiel eine Baustelle verlassen und dann am nächsten Tag wiederkommen, ist alles voller Müll, zum Beispiel Büchsen und Flaschen oder auch Tüten von McDonalds. Die werfen Verkehrsteilnehmer einfach auf die Straße.

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