Bienenschutzprojekt Bienen bringen die Stadt zum Summen

Leverkusen · Wenn der Rat Anfang Mai zustimmt, könnte Leverkusen schon bald Partner des bundesweiten Naturschutzprojektes "Deutschland summt" werden. Die Initiative ist stark auf das Engagement von Imkern und Privatleuten angewiesen.

 Bienen brauchen Blüten. Deshalb sollen in Leverkusen beispielsweise viel mehr Blühwiesen gepflanzt werden.

Bienen brauchen Blüten. Deshalb sollen in Leverkusen beispielsweise viel mehr Blühwiesen gepflanzt werden.

Foto: Patrick Pleul

Baustellenlärm ist in den Ohren der Leverkusener längst ein vertrautes Geräusch. Bald aber soll ein neues hinzukommen: Bienen-Gesumm. Im Umweltausschuss haben die Leverkusener Grünen das Projekt "Deutschland summt" vorgestellt, das Städte und Gemeinden dabei unterstützt, Bienen neue, vielfältige Lebensräume bereitzustellen.

"Die Reaktionen im Ausschuss waren über alle Fraktionsgrenzen hinweg positiv", sagt Florian David von den Grünen. Wenn Anfang Mai der Rat grünes Licht gibt, kann es vielleicht schon bald heißen: "Leverkusen summt". Großstädte wie München und Hamburg sind schon dabei, auch Langenfeld summt mit.

Florian David, der das Bienenschutzprojekt für Leverkusen koordiniert, sagt: "Wir können uns beispielsweise vorstellen, auf städtischen Grundstücken Bienenstöcke aufzustellen. Etwa auf Friedhöfen, die abends abgeschlossen werden." Außerdem könnte man Blühwiesen anlegen. Auch die Vorstellung, irgendwann Leverkusener Stadthonig zu vermarkten, gefällt dem Politiker. "Wir haben ganz viele Ideen. Aber um diese umsetzen zu können, müssen wir ein für Leverkusen passendes Konzept erstellen."

Das Projekt "Leverkusen summt" soll über Kooperationen mit öffentlichen Einrichtungen, Unternehmen, Naturschutzverbänden und Privathaushalten gestaltet werden - und das möglichst kostenneutral. "Leverkusen summt" setzt daher auf das Engagement der Bürger. Und das muss gar nicht riesig sein - schon eine einzelne Sonnenblume im Topf bedeutet Bienenschutz. David hat bereits mit Bienen-Experten gesprochen. "Da schlummert unglaubliches Wissen, auf das wir angewiesen sind - denn uns fehlt da komplett das Know-how."

Know-how, das Bernhard Schwab hat. Der Vorsitzende des Imkervereins Leverkusen Bayer und Schlebusch findet das Projekt gut. "Natürlich geben wir unser Wissen gerne weiter. Aber es darf nicht so sein, dass am Ende alles auf dem Rücken der Imker ausgetragen wird", sagt der 50-Jährige. Seiner Meinung nach sei Aufklärung das Wichtigste. "Niemand weiß beispielsweise, dass eine Blühwiese nach der Blüte nicht gemäht werden darf, sondern Lebensraum für Wildbienen ist", erklärt er. "Für viele Leute ist das aber einfach nur ein Schandfleck." Dabei seien es gerade Wildwiesen, die in Leverkusen fehlten.

In Schwabs Verein sind aktuell 149 Mitglieder mit insgesamt 1035 Bienenvölkern, davon 650 in Leverkusen. "Wir könnten uns zum Beispiel vorstellen, dass die Stadt Neu-Imkern, die keinen Garten haben, einen Platz anbietet." Für einen Bienenstock mit einem Volk, das sind knapp 50.000 Bienen, werden etwa 2,5 Quadratmeter Fläche benötigt, im Idealfall "geschützt und grün".

Reinhold Glüsenkamp, erfahrener Imker und Lehrer an der Gesamtschule Schlebusch, hat schon viele ausgezeichnete Bienen- und Umweltprojekte ins Leben gerufen und begleitet. Viele kennen ihn auch als den "Naturgut-Imker". "Die Initiative deckt sich total mit unseren Zielen", sagt er. "Allerdings hoffe ich, dass nicht nur Show gemacht, sondern wirklich gehandelt wird." Mit ein paar Bienenstöcken, publikumswirksam aufgestellt an prominenter Stelle, sei es nicht getan. Er sieht die Stadt in der Pflicht: "Wir brauchen mehr bienenfreundliche Bäume wie Linden oder Ahorn. Letztlich muss sich das Projekt und damit auch die Stadt an den Ergebnissen messen lassen."

Start der Initiative "Deutschland summt" war im Oktober 2010 in Berlin. Das Projekt verfolgt das Ziel, dem spürbaren Rückgang der Honig- und Wildbienen etwas entgegenzusetzen. Auch im Park von Schloss Bellevue stehen seit Juli 2014 Bienenstöcke.

Infos zum Projekt gibt es unter www.deutschland-summt.de.

(RP)
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