Leverkusen Bittersüße Erinnerungen ehemaliger französisch-deutscher Kriegskinder

Leverkusen · Beide Städte trennen 330 Kilometer. Doch die Freundschaft zwischen Leverkusen und Villeneuve d'Ascq trennt nichts. Die Bürger der deutschen und der französischen Stadt sehen sich häufig. Zum Beispiel kam einmal eine Gruppe Gärtner zu Besuch und wunderte sich, dass es so grün in Leverkusen ist. "Es gibt immer etwas zu feiern", sagte Marthe Blümel, Vorsitzende der 90 Mitglieder zählenden Deutsch-Französischen Gesellschaft.

 Oberbürgermeister Uwe Richrath schneidet den Geburtstagskuchen bei der Deutsch-Französischen Gesellschaft an.

Oberbürgermeister Uwe Richrath schneidet den Geburtstagskuchen bei der Deutsch-Französischen Gesellschaft an.

Foto: DFG

Jetzt bot das Fest zum 15-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft einen weiteren Anlass zum Feiern. Mitglieder und Freunde - unter ihnen auch einige Abgeordnete und der Vorsitzende Gerard Collet von der Partnerorganisation "Aaval" - trafen sich in der Villa Wuppermann. Vorstandsmitglied Sigrid Rösgen hatte die Organisation des Festes übernommen, an dem auch Oberbürgermeister Uwe Richrath teilnahm. Am Rande der Feier präsentierte der Künstlerkreis "Arte Lev" eine Bilderausstellung. Noch viel beeindruckender waren aber die Bilder, die Zeitzeugen vor den Augen der Besucher entstehen ließen, indem sie ihre persönlichen Erlebnisse zum Thema "Liebe in Zeiten des Krieges" schilderten.

Sowohl Francis Boulart als auch Hélène Hemery haben französische Mütter und deutsche Väter. Als der kleine Francis im Januar 1943 auf die Welt kam, wurde die Mutter gebeten, den Säugling einer Familie aus Calais zu überlassen. Obwohl sie Repressalien befürchten musste, lehnte die Französin das Ansinnen ab. Als "deutscher Bastard" ohne Vater aufgewachsen forschte er mit 52 Jahren nach seinem zwischenzeitlich verstorbenen Erzeuger. Dabei lernte er seinen Halbbruder kennen. "Die Freude, meine deutsche Familie wiedergefunden zu haben, ist riesig groß und könnte anderen Hoffnung geben, die das gleiche Schicksal erlitten haben", schloss Boulart seinen Vortrag.

Etwas mehr Glück hatte Hélène Hemery. Zwar kannte auch sie ihren Vater insgesamt fünf Jahrzehnte nicht. Dann entdeckte sie aber eher zufällig einen Brief, mit dem es ihr gelang, ihren Vater schließlich ausfindig zu machen, erzählte Hélène Hemery. Bis dieser im Jahr 2003 im Alter von 94 Jahren starb, verbrachten der wiedergefundene Vater und seine Tochter noch viel Zeit mitein-ander.

(gkf)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort