Leverkusen Bomben: Stadt legt in Fixheide Baustelle still

Leverkusen · Die Schlebuscher Straße gilt als Bombenabwurfgebiet. Der Kanalbau verteuert sich wohl um bis zu 0,5 Mio Euro.

 Zielgrube Schlebuscher Straße, Höhe Aldi: Bis hier soll der 500 Meter lange Kanal unterirdisch geschoben werden.

Zielgrube Schlebuscher Straße, Höhe Aldi: Bis hier soll der 500 Meter lange Kanal unterirdisch geschoben werden.

Foto: Miserius, Uwe

Liegen unter der Schlebuscher Straße in der Fixheide Bomben, Granaten oder andere Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg? Die Experten des Düsseldorfer Kampfmittelräumdienstes schließen dies nicht aus. Die Folge aus Sicht der Stadt: Sie muss die gerade begonnene Kanalbaustelle für eine intensive Bombensuche stoppen. Dies war so nicht vorgesehen, der Kampfmittelräumdienst habe es 2013 nicht verlangt, kritisieren Stadtvertreter. Die Düsseldorfer Bombenexperten wehren sich.

Die Schlebuscher Straße zwischen A1-Brücke Alkenrath und Borsigstraße (Höhe Aldi) ist ein Bombenabwurfsgebiet. Das im Zweiten Weltkrieg massiv getroffene Bahnausbesserungswerk Opladen lag schließlich nur wenige hundert Meter entfernt. Auf Luftbildern, die aus den alliierten Flugzeugen gemacht wurden, sind aber nach Stadtangaben "keine konkreten Verdachtspunkte auf Bombenblindgänger ausgewiesen".

Wird in solchen Verdachtsflächen am Boden mit "erheblicher mechanischer Energie" gearbeitet, müssen Vertikalbohrungen gesetzt werden, damit die Bombenexperten per Sondenmessungen Kampfmittel aufspüren können. Reines Baggern oberirdisch oder unterirdisch horizontal, wie es bei dem Kanalbau vorgesehen ist, löse solche Test nicht aus, sagte ein Sprecher der Bezirksregierung Düsseldorf gestern unserer Redaktion. Und genau dies habe der Vertreter der Bombenentschärfer der Stadt Leverkusen beziehungsweise dem Vertreter der Technischen Betrieb Leverkusen (TBL) immer gesagt. Da die TBL eben nur von "Baggerarbeiten" gesprochen habe, sei eine Bombensuche als unnötig angesehen worden.

Der Knackpunkt: Inzwischen sei das Bauunternehmen jedoch selbst der Meinung, "dass doch erhebliche mechanische Energie wirkt, da wohl nicht ausschließlich gebaggert wird", sagte der Bezirksregierungssprecher aus Düsseldorf. Bedeutet nach Definition: Die Stadt muss die Sondendetektion doch durchführen. Das liege aber nicht an einer Meinungsänderung des Kampfmittelräumdienstes, sondern an der geänderten Auffassung der Baufirma.

In fünf bis sieben Metern Tiefe soll unter der Schlebuscher Straße ein 500 Meter langer Abwasserkanal unterirdisch verlegt werden. Dabei sollte eine Kameraüberwachung laufen. Ein Spezialgerät filmt dann vor dem kleinen Bagger das Erdreich. Experten werten live die Bodenbilder aus und kontrollieren sie auf verdächtige Veränderungen, die auf Bomben schließen lassen. Ergibt sich ein Hinweis auf eine Fundstelle, wird per Hand gegraben.

Dieses Verfahren war so laut Stadt vergangenes Jahr mit den Düsseldorfer Experten vereinbart worden. Der Kampfmittelräumdienst bestreitet dies. Die Kameraüberwachung sei nicht vorgeschrieben worden. Im Dezember 2013 schickten die Technischen Betriebe allen Genehmigungsbehörden das Protokoll zum - angeblich - verabredeten Verfahren zu. Weil nach zweiwöchiger Widerspruchsfrist niemand Einspruch erhoben hatte, starteten die TBL mit Planungen und Arbeiten für den unterirdischen Kanalbau.

Als jetzt mit den Vorpressarbeiten der Kanalrohre (Außendurchmesser zwei Meter) begonnen werden sollte, verweigerte nach Darstellung der Stadt die beauftragte Kontrollfirma die Auswertung der Kamerabilder und stieg aus dem Auftrag aus.

Seit einer Woche liegt die Kanalbaustelle nun still. Es drohen Mehrkosten von bis zu einer halben Million Euro und monatelange Bauverzögerungen, sagte gestern Wolfgang Herwig, stellvertretender Leiter der städtischen Technischen Betriebe. Bisher lagen die Gesamtkosten bei 2,2 Millionen Euro.

Für rund ein halbes Jahr wird die Baustelle mit den beiden großen Zugangsgruben wohl konserviert. An der Zielgrube hat dies länger Folgen als geplant: Die Kunden von Aldi müssen weiter Umwege nehmen. Zudem ist die viel befahrene Einmündung Schlebuscher Straße/Borsigstraße mit einer Baustellenampel bestückt, womit die Leistung des Verkehrsknotens (16 000 Fahrzeuge täglich) gesunken ist. Wenn dann in wenigen Wochen noch der neue Supermarkt Kaufpark neben Aldi aufmacht und die Sommerschulferien enden, dürfte sich die Verkehrssituation verschärfen.

(RP)
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