Leverkusen Bühne frei für die "Drama Queens"

Leverkusen · Bilder in Petersburger Hängung, das gibt es im Museum Morsbroich normalerweise nicht. Aber dieses Mal ist der mittlere "Salon" als erster Ausstellungsraum doch so üppig bestückt und gibt bereits einen Überblick darüber, welche Schätze die eigene Sammlung birgt.

 Henri Matisse "Grand Tête de Katia", 1950, Radierung

Henri Matisse "Grand Tête de Katia", 1950, Radierung

Foto: Museum Morsbroich

Auch dieses Mal knüpft die Gemeinschaftsarbeit der drei Kuratoren Markus Heinzelmann, Fritz Emslander und Stefanie Kreuzer an der Architektur und Geschichte des Hauses an. Im Salon eines barocken Schlosses zeigt man, was man zu bieten hat: Wolf Vostell, Arnold Odermatt, Ad Reinhard, Thomas Grünfeld, David Reed, unter anderem. Und nebenan im dicht bestückten Grafik-Kabinett auch Picasso, Matisse, Beuys, Kandinsky, Baselitz, Schultze oder Sandback. Hier lud man Heike Weber ein, Druckgrafiken im Stil des späten 18. Jahrhunderts zu präsentieren, als man in England den Print Room erfand. Sie hat die einzelnen Rahmen mit Wandmalereien verbunden, wenn auch nicht mit barocken Girlanden, sondern mit konzentrischen Kreisen, deren Zentrum die Bild-Ecken vorgaben.

Oben ist es ein Farbkonzept, das die kleineren (Kino-)Räume miteinander verbindet und zur "Hauskapelle" führt. Ein Raum der Stille und Andacht mit historischer Kirchenbank vor Jawlenskys "Johannes, der Täufer", das die Palette für die Farbgestaltung vorgab. Noch mehr Platz gab man Gerhard Richters "Tiger", der gar verdoppelt wurde im Spiegel gegenüber, einer Richter-Arbeit von 1986.

Vorher wurden die Besucher zur Aktion animiert. Entsprechend der Arbeiten von Wolf Vostell, der seinerzeit das Museum auf die Straße bringen wollte und die Menschen an seinen "Decollagen" mitwirken ließ, darf auch hier Papier von den Wänden gerissen oder der Stift angesetzt werden. Die Wand, die mit mehrere Lagen Werbeplakaten tapeziert ist, wird sich so während der Laufzeit ständig verändern. Mit Taschenlampen werden Besucher zu Kunstentdeckern in einer geheimnisvollen Black Box.

Im Eckraum wurde die Grenze zwischen innen und außen aufgehoben und der alte Traum von der klimatisierten, energieeffizienten Kunsthalle für die eigene Sammlung verwirklicht - wie ihn die Architekten Kuehn/Malvezzi 2009 entworfen haben. Wandfüllend erhebt sich die Bild-Vision des sachlichen Erweiterungsbaus inmitten von Bäumen und Büschen. Das Grün setzt sich im Kunstrasen auf dem Boden fort, auf dem die Besucher zu Prototypen eines Tisches und einer Bank laufen. Beide wurden von der amerikanischen Künstlerin Sherry Levine für den Morsbroicher Park vorgeschlagen.

"Drama Queens - Die inszenierte Sammlung" wird am Sonntag, 18. September, um 12 Uhr im Museum Morsbroich, Heinemannstr. 80, eröffnet und läuft bis 15. Januar. Geöffnet dienstags bis sonntags 11 bis 17 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr. Führungen sonntags um 15 Uhr.

(mkl)
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