Leverkusen Bündnis gegen Depressionen will mit Tabus zur Krankheit aufräumen

Leverkusen · Wer unter Depressionen leidet, der hat oftmals das Problem, dass seine Krankheit in der Gesellschaft immer noch nicht so recht anerkannt wird. So hat er z nicht nur Schwierigkeiten, seinem Arbeitgeber objektiv mitzuteilen, dass er krank ist und eine Auszeit braucht - die Krankheit überhaupt zu erkennen, bereitet schon Schwierigkeiten. Denn meistens zweifeln die Personen an sich selbst, leiden unter Perspektivlosigkeit und Suizidgedanken. "Das ist wirklich gefährlich", betont Olaf Wollenberg, Psychotherapeut in Leverkusen.

 Vereint gegen Depression und die Tabus zur Krankheit: In Leverkusen gründet sich jetzt ein entsprechendes Bündnis.

Vereint gegen Depression und die Tabus zur Krankheit: In Leverkusen gründet sich jetzt ein entsprechendes Bündnis.

Foto: Uwe Miserius

Bundesweit sei mittlerweile jeder Fünfte an Depressionen erkrankt, nur 30 bis 40 Prozent würden sich ärztlich behandeln lassen. Deshalb sei er froh, dass es in Leverkusen zukünftig das "Bündnis gegen Depression" gibt. Als er 1992 seine Praxis eröffnete, wären die Patienten zu ihm geschlichen. Keiner sollte damals sehen, dass man in psychischer Behandlung sei. Mittlerweile wäre das anders. Dennoch sei der Bedarf weiter sehr hoch. Für Peter Helgers von der Suchthilfe ist es wichtig, dass durch das Bündnis eine Nähe geschaffen werden kann: "So können an Depression erkrankte Menschen auch sehen, dass sie nicht alleine sind und dass man auch darüber reden darf." Dr. Thomas Dielentheis, Chefarzt der Psychiatrie der LVR-Klinik Langenfeld, begrüßt das Bündnis: "In anderen Städten gibt es bereits solch einen Zusammenschluss. Das System funktioniert."

In erster Linie geht es um Aufklärung über das Krankheitsbild und die Antistigma-Arbeit für verschiedene Zielgruppen. So sind Veranstaltungen und Schulungen für somatisch tätige Ärzte, Pfarrer oder Lehrer denkbar, ebenso Aufklärung in Schulen und Betrieben. "Einen Schwerpunkt wollen wir auf die Unterstützung von Betroffenen und ihren Angehörigen legen. Unter Einbeziehung der Aktivitäten, die bereits in Leverkusen stattfinden, sollen Selbsthilfegruppen für depressive Menschen und Angehörigen-Gruppen für die betroffenen nahen Bezugspersonen gefördert werden", ergänzt Rita Apke vom SPZ Leverkusen.

Zum Bündnis zählt die LVR-Klinik Langenfeld, das sozialpsychiatrische Zentrum (SPZ), der Sozialdienst katholischer Frauen, die Suchthilfe, Vertreter der niedergelassenen Psychiater und Psychotherapeuten und die kassenärztliche Vereinigung. Gleich zu Beginn des Bündnisses soll eine Veranstaltung die Angst vor der Depression nehmen. Am 13. Oktober (19 Uhr, Forum) erzählt der Poetry-Slammer Tobi Katze über seine Krankheit.

Kontakt Geeske Holz, Koordinatorin, 02173 102 2272 oder geeske.holz@lvr.de

(hawk)
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