Leverkusen Bürrig: Sporthalle als Flüchtlings-Unterkunft

Leverkusen · In Bürrig soll ein neuer Standort mit 300 Plätzen entstehen. Die Einrichtung Standort Görresstraße wird auf 600 Plätze erweitert.

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Im Eingangsbereich der Notunterkunft Schule Görresstraße (nahe BayArena) hängt eine Weltkarte aus der Zeit, als noch Schüler und nicht Flüchtlinge durch das Gebäude liefen. Sozialdezernent Markus Märtens steht jetzt ab und an mit einem Flüchtling vor der Karte und lässt sich seinen Fluchtweg erzählen. Er spüre dann hautnah, wie schrecklich die Strecken waren, die die Flüchtlinge oft zurückgelegt haben. "Sie kommen hier oft mit wirklich nichts an", berichtete Märtens gestern. Diese Erlebnisse bestärken ihn, den Oberbürgermeister Uwe Richrath und die anderen Dezernenten, "dass wir alles tun müssen, um diese Menschen unterzubringen". Finanzdezernent Frank Stein betonte: "Unsere Hilfe für Flüchtlinge darf nicht am Geld scheitern."

Und gleichzeitig verkündete die Rathausspitze gestern neue Belastungen für die Leverkusener Bevölkerung: Die Sporthalle an der Heinrich-Brüning-Straße 173 wird ab kommenden Montag dem Vereinssport entzogen. Die Stadtverwaltung wird die Halle als Landeseinrichtung zur Aufnahme von bis zu 400 Flüchtlingen herrichten. Der TuS 1887 Roland Bürrig, der die Halle nutzt, hat zwar Verständnis für die Maßnahme der Stadt, steht nun jedoch vor der Herausforderung, andere Hallen zu finden, in denen die 295 Vereinsmitglieder und 250 Schüler der GGS Im Steinfeld Sport treiben können. "Wir müssen damit leben", sagte Jürgen Henkel, Zweiter Vorsitzender des Vereins. Die Stadt habe bei der Suche nach Ersatz jedoch ihre Hilfe zugesagt.

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"Unsere derzeitigen Aufnahmekapazitäten sind komplett belegt", sagte Märtens gestern. Der Bedarf nach Plätzen steige: Pro Woche müsse die Stadt 80 weitere Flüchtlinge unterbringen. Jetzt gehe es darum, schnell verfügbare Gebäude als Unterkünfte bereitzustellen, "damit die Menschen nicht in der Obdachlosigkeit landen, was auf keinen Fall passieren darf", sagte Oberbürgermeister Uwe Richrath. Gleichzeitig mit dem Standort in Bürrig stockt die Stadt die Notunterkunft Görresstraße auf 600 Plätze auf. Als Reserve für weitere Zwangslagen sind die Wiederbelegung der Sporthalle Wuppertalstraße und die Nutzung der "Schürner-Villa" in Opladen (Böcklerstraße 3) eingeplant. Gestern wurden Vertreter der Sportvereine im Detail informiert. Die Stadt will bei der Suche nach anderen Hallennutzungen helfen. Am Montag soll der Stadtrat über die Vorschläge der Stadtspitze entscheiden. Eine wirkliche Wahl haben die Politiker allerdings nicht. "Wir können keine Flüchtlinge ablehnen, wir sind zur Aufnahme gesetzlich verpflichtet", erinnerte Richrath. Da die Stadt Leverkusen dem Land NRW die Notplätze zur Verfügung stellt, werden der Kommune Leverkusen weniger Flüchtlinge zugewiesen als nach dem Verteilungsschlüssel möglich wäre.

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Die Belegung der Sporthalle in Bürrig und möglicherweise der in Bergisch Neukirchen soll nur für einige Monate gelten. Danach werden, so hofft die Stadtspitze, die anderen Standorte in Betrieb gehen. Etwa die Einrichtung im Freibad Auermühle oder an der Schule Heinrich-Lübke-Straße: Für beide Grundstücke sind die Bauvorbereitungen (beispielsweise Tragfähigkeit des Bodens) schwieriger als gedacht, sagte Baudezernentin Andrea Deppe.

(RP)
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