Leverkusen Bunte US-Gospel-Show ohne Ecken und Kanten

Leverkusen · Die Sitzplätze in der Remigiuskirche wurden knapp, als die "New York Gospel Stars" ihr Publikum singend begrüßten. Aber sitzen wollten eigentlich auch gar nicht alle Besucher. Etliche hatten sich nach den ersten 20 Minuten erhoben oder waren gar aus den Bänken herausgetreten, um besser im Duktus der Musik mitwiegen zu können. Die Hände emporgestreckt, da fehlten eigentlich nur noch die Feuerzeuge. Der überschaubare, aber stimmenstarke Gospelchor hat sich mit alljährlichen Gastspielen längst sein Fanpublikum in Leverkusen errungen. Dieses Mal war Opladen eine von 70 deutschen Tournee-Stationen.

Die bewährte Show mit farbigen Lichteffekten und verstärktem Sound - tatsächlich hätte jeder der neun Sänger den Raum auch mühelos unplugged füllen können - kam bei einem Großteil des Publikums gut an. Obwohl die bekannten Gospels hier nicht in anspruchsvollen oder abwechslungsreichen Arrangements geboten wurden. Hier gab es keine Ecken und Kanten, keine rhythmischen Überraschungseffekte und schon gar keine melancholischen oder zarten Nuancen. Bekannte Klassiker wie "Oh when the saints", "Joy to the world", "Amen" oder "He's got the whole world" wurden alle auf mehr oder weniger gleiche Weise weichgespült und glattgebügelt.

Vom Ursprung als Seelen- und Glaubenslieder unterdrückter Sklaven haben sich die "Gospel Stars" der amerikanischen Metropole weit entfernt. Sie setzen mehr auf Show als auf musikalische Vermittlung von spirituellen Inhalten. Die Texte spielen eine eher untergeordnete Rolle. Stattdessen verlässt man sich auf die Wirkung in Endlosschleife wiederholter Phrasen, in die die Zuhörer irgendwann einstimmten.

Immerhin wechselten Soli mit Ensembleeinsätzen, die Verstärker dauerhaft weit aufgedreht. Die durchweg harmonische Begleitung von E-Piano und Schlagzeug goss zusätzliche Zuckersoße auf die schlichten Arrangements. Doch genau so gefiel es offenbar vielen, die für ein Kirchenkonzert ungewöhnlich tief in die Tasche gegriffen hatten. Diese Fans dürften sich schon auf ein Wiedersehen mit den "New York Gospel Stars" in 2017 freuen.

(mkl)
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