Leverkusen Chempark-Brand: Kripo darf jetzt aufs Gelände

Leverkusen · Der Betrieb lief heute normal - außer im Brandgebäude des Silikonherstellers Momentive. Der sagt zur Schadenshöhe nichts. Das zuständige Landesamt hat im Rhein Butyldiglycol festgestellt. Der Stoff stammt wohl aus dem Löschschaum.

 Sieht fast aus wie Schnee: Tatsächlich handelt es sich um Löschschaum von der Brandbekämpfung in der Nacht zu Sonntag im Chempark.

Sieht fast aus wie Schnee: Tatsächlich handelt es sich um Löschschaum von der Brandbekämpfung in der Nacht zu Sonntag im Chempark.

Foto: Chempark

Am Montag durften die Brandermittler der Polizei zu dem Gebäude raus, in dem am Samstagabend im Chempark ein Feuer ausgebrochen war, das bis zu 175 Feuerwehrkräfte bis tief in die Nacht und auch am Sonntag noch auf den Beinen hielt. Die Fachleute von der Kriminalpolizei ermitteln, wie üblich, zu den möglichen Brandursachen, berichtete die Polizei auf Anfrage unserer Redaktion. Ebenfalls am Sonntag, als noch keine Freigabe des Geländes für die Brandermittler vorlag, hatte die Polizei das Areal mit dem Hubschrauber überflogen und Luftaufnahmen gemacht.

Derweil ging der Betrieb im ehemaligen Bayer-Werk am Montag seinen gewohnten Gang. "Wir haben durch den Vorfall keine Einschränkungen im Chempark", sagte Jörg Brückner, Sprecher des Betreibers Currenta. Auch beim Spezialchemieunternehmen Momentive, - in einem Abfüllbereich eines Produktionsgebäudes war das Feuer ausgebrochen - lief die Produktion weiter. Ausgenommen am Brandort. "Das Gebäude ist derzeit nicht betriebsbereit, dort laufen die Ermittlungen der Behörden, die wir voll unterstützen", berichtete Momentive-Sprecher Dominik Schlefers. Die Mitarbeiter, die in dem Bereich beschäftigt sind - dort arbeiten laut Schlefers im Schichtbetrieb zwischen drei und sechs Personen - sind auf andere Bereiche des Unternehmens aufgeteilt worden.

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"Die Schadenshöhe können wir derzeit noch gar nicht beziffern", sagte er weiter. Ebenso konnte Momentive gestern noch nicht sagen, welche Bedeutung der Ausfall des Abfüllbereichs haben wird. "Wir stehen zu diesen Themen im Austausch mit der Konzernleitung und anderen Standorten." In Brand geraten waren unter anderem Siloxane, ein Vorprodukt für die Silikonherstellung. Das Feuer soll während Umfüllarbeiten ausgebrochen sein. Grundsätzlich "sind wir erstmal froh, dass niemand bei dem Brand und den Löscharbeiten zu Schaden gekommen ist. Die Gesundheit der Mitarbeiter und der Einsatzkräfte hat Vorrang", betonte Schlefers. Beim Unternehmen herrsche große Betroffenheit ob des Vorfalls, den es nun aufzuarbeiten gelte. Einfluss auf ein Neubauvorhaben, das Momentive im Chempark für rund 30 Millionen US-Dollar realisieren will - Betriebsstart der Anlage für Silane soll Ende 2017 sein - habe der Vorfall vom Wochenende nicht.

Weil Löschwasser in den Rhein gelaufen ist, wurde zum Sonntag "Rheinalarm" ausgelöst. Mitarbeiter des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) hatten am Sonntagmorgen Wasser-Mischproben aus der Probenahmestation Düsseldorf-Flehe geholt und mit den Analysen begonnen. "Entsprechend der erwarteten Fließzeit findet sich in der Probe vom Sonntag, 0-8 Uhr eine Konzentration von rund 22 Mikrogramm/Liter Butyldiglycol. Dieser Stoff stammt vermutlich aus dem eingesetzten Löschschaum", berichtet das Amt (der Stoff wird unter anderem als Lösemittel für Farben und Lacke in der chemischen Industrie eingesetzt). "Die Wasserschutzpolizei Köln hat keine Informationen über Fischsterben in dem betroffenen Bereich", heißt es weiter.

Über die zum Brand geschaltete Bürgerhotline (Tel: 0214 3099333) hatte ein Monheimer Rußpartikel-Funde gemeldet. Der Chempark, der eigentlich einen stärkeren Rußpartikel-Niederschlag als wohl tatsächlich eingetreten befürchtet hatte, schickte Fachleute raus. Die stellten an der Zusammensetzung der Teilchen fest: "Dieser Ruß stammt nicht vom Brand im Chempark", berichtete Jörg Brückner. Er rühre möglicherweise eher von dem Feuer in einer Fleischfabrik in Langenfeld vom Wochenende her.

(RP)
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