Leverkusen Chempark erwägt Wassertaxis für Mitarbeiter

Leverkusen · Wegen der Probleme um die A1-Brücke müssen die Firmen improvisieren. Grigat legt sich zu A1-Tunnel noch nicht fest

 Chempark-Leiter Ernst Grigat und seinen Mitstreitern verlangen die aktuellen Verkehrsprobleme rund um Leverkusen viel Improvisation ab.

Chempark-Leiter Ernst Grigat und seinen Mitstreitern verlangen die aktuellen Verkehrsprobleme rund um Leverkusen viel Improvisation ab.

Foto: Uwe Miserius

Täglich verlassen etwa 500 Lkw den 480 Hektar großen Leverkusener Chempark, davon rund 40 Prozent als Gefahrguttransporter. Daher sei es elementar, dass die Infrastruktur rund um den Standort funktioniere, sagt Chempark-Leiter Dr. Ernst Grigat. Dass sie das nach dem "Ausfall" der Leverkusener Rheinbrücke für schwere Fahrzeuge nicht mehr tut, ist bekannt. Und mehr noch: Auch auf anderen Strecken wie der A3 verlieren die Fahrzeuge sehr viel Zeit.

Damit wird aus dem Standortvorteil von Leverkusen - rund 350 Millionen Verbraucher im Umkreis sind mit einer Lkw-Tagesreise erreichbar - schnell ein Nachteil. Wenn Ernst Grigat von beständig hohen Investitionen der ungefähr 50 Firmen in Leverkusen spricht (wir berichteten) und dies als Beleg "für die Lebendigkeit des Standortes" wertet, dann kann er nur grob schätzen, wie hoch die "Lebendigkeit" wäre, gäbe es die derzeitigen Verkehrs-Erschwernisse nicht. Die Kosten für die Umwege, die die Lkw nehmen müssen, ließen sich kaum beziffern.

Die aktuellen Verkehrsprobleme verlangten viel Improvisation. Dabei verfüge der Standort Leverkusen noch über die unmittelbare Anbindung an den Rhein - und da gehen rund zwei Millionen Tonnen Waren pro Jahr über die Uferkante, berichtete der Chempark-Leiter. Eine deutlich bessere Anbindung wünscht sich Grigat an die Schiene, vor allem mit direkter Verbindung zu den großen Häfen Antwerpen und Rotterdam. Aber die Straße bleibe nach wie vor sehr wichtig, betonte er. Darum werde auch ständig darüber nachgedacht, was es aktuell für Verbesserungsmöglichkeiten gebe. So werden demnächst möglicherweise noch mehr Lkw nachts den Standort anfahren.

Zur derzeitigen, teils heftigen Diskussion "Tunnel statt Stelze" mochte sich der Leiter des Chemparks nun nicht auf eine der beiden Möglichkeiten festlegen. Grigat berichtete nur, dass er in einem Gespräch mit Oberbürgermeister Uwe Richrath ein Gutachten angeregt habe, ob es eine gefahrgutgeeignete Tunnellösung geben kann. Das Gutachten hat die Stadt beauftragt, "Ergebnisse gibt es aber nicht mehr in diesem Jahr, sondern voraussichtlich Anfang des kommenden Jahres", sagte eine Stadtsprecherin auf Nachfrage.

Die Rheinbrücke übrigens spielt im Chempark nicht nur eine Rolle für den Gütertransport, sondern auch für die An- und Abreise von Mitarbeitern. Sollte der Ernstfall eintreten und die Rheinquerung müsste komplett gesperrt werden, "denken wir im Chempark derzeit vorsichtig über Alternativen für die Mitarbeiter nach", merkte Grigat an. Stichwort: etwa Wassertaxis.

Von den Mitarbeitern des Chemparks profitiere das Umfeld, betonte Grigat. Die Zahl der Beschäftigten stieg um 2506 auf insgesamt 30.616 (Stichtag: Oktober 2016). Davon waren 8.889 Menschen bei Fremdfirmen beschäftigt - ein Plus von 2561 im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt; die Stammbelegschaft blieb nahezu unverändert und liegt bei 21.727 (Vorjahr: 21.782). Mit dieser Entwicklung nimmt auch die Nettolohnsumme zu: Sie liegt bei rund 860 Millionen Euro (2015: 770 Millionen). "Viele der Mitarbeiter wohnen und leben in unmittelbarer Nähe des Standorts. Sie stärken damit die Kaufkraft der Region", sagte Grigat.

Nicht zuletzt bietet der Chempark jungen Menschen gute Ausbildungsmöglichkeiten: Insgesamt 1104 Nachwuchskräfte in rund 20 Berufen profitieren davon. Weitere 63 junge Menschen absolvieren am Standort Leverkusen das sogenannte "Starthilfe- bzw. X-Once-Programm"; unter ihnen sind 13 junge Flüchtlinge, die auf eine Berufsausbildung vorbereitet werden.

(sg-)
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