Leverkusen Chinesen informieren sich über Pflegesystem

Leverkusen · Stadtentwicklung, demografischer Wandel und soziale Strukturen - diese Themen beschäftigen nicht nur Deutschland. Auch im fernen Osten stellt man sich zunehmend Problemen wie Überalterung und Pflegenotstand.

 Führende Mitarbeiter der Stadtverwaltung Peking ließen sich im Altenheim Ulrichstraße die Problemlage der Seniorenbetreuung erläutern.

Führende Mitarbeiter der Stadtverwaltung Peking ließen sich im Altenheim Ulrichstraße die Problemlage der Seniorenbetreuung erläutern.

Foto: Matzerath

Um sich über das deutsche Pflegesystem zu informieren, besuchte eine 25-köpfige Delegation aus der Volksrepublik China das evangelische Altenheim an der Ulrichstraße.

"Wir sind alle in einem langen Trainingsprogramm", sagte Wang Minzhong, Delegationsleiter und Vizechef der Pekinger Stadtverwaltung. "Jeder der Mitglieder hier ist ein Bereichsleiter der Pekinger Stadtverwaltung. Wir kümmern uns um das chinesische Sozialsystem", erklärte Wang. Insgesamt sei die Delegation vier Monate in Europa unterwegs, um sich über die Sozialsysteme und Strukturen zu informieren. "Gestern waren wir zum Beispiel im Ruhrgebiet. Auch dort gibt es einen ähnlich starken Strukturwandel wie in China", sagte der Pekinger Verwaltungsvize.

In Deutschland verbrachte die fernöstliche Delegation lediglich 20 Tage. Leverkusen sei als Beispiel gut geeignet, weil es zwischen den Ballungsräumen Köln-Bonn und dem Ruhrgebiet liege. Das sei vergleichbar mit dem Ballungsraum der Stadt Peking.

Lothar Scharfenberg, Leiter des Altenheims, gab den Chinesen Einblicke ins deutsche Pflegesystem. Er betonte, das Personal sei unterbezahlt und unterbesetzt. Scharfenberg setzt Hoffnungen in Asien, dieses Problem zu beheben. "Vielleicht gibt es in Zukunft asiatische Pflegekräfte bei uns", hofft der Leiter. Es komme eine enorme Welle an Pflegebedürftigen auf die Heime zu. Dabei habe sich die Verweildauer der Bewohner schon verändert: "Früher wohnten sie 10 bis 25 Jahren im Heim, heute durchschnittlich eines." Der Grund: Der Gesetzgeber wolle, dass die Menschen so lange wie möglich zu Hause wohnen bleiben. Deswegen werde noch rund 50 Prozent der Pflege ambulant getätigt.

Diese Entwicklung wird auch auf Wang Minzhong und seine Stadtverwaltung zukommen. "Wir stehen vor einer großen Herausforderung. Deswegen sind wir hier", sagte Wang. Mit dem deutschen Know-how könnte man sich auf die Pflegewelle vorbereiten.

(jim)
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