Leverkusen Chor "FusionaleLEVocale" sorgt für magische Momente

Leverkusen · Ob Chorleiter Volker Wierz schon die Großwetterlage ahnte, als er das Programm für sein Chorkonzert mit dem Sängerkreis-Projektchor "FusionaLEVocale" plante? Ein typisches Sommerkonzert gab es in der Remigiuskirche am Sonntag jedenfalls nicht, sondern nachdenkliche Ernsthaftigkeit mit Stücken, die eher für die Zeit des Totengedenkens oder der Passion gedacht sind. Texte von Trauer, Verzweiflung und Flehen wurden in berührenden Klang übersetzt, ebenso Zuspruch, Trost und Verheißung von höheren Sphären. Wie, facettenreich, spannend und vor allem anrührend Chormusik a cappella sein kann, erlebten die Besucher dort. Wierz hat jedenfalls mit seinen 40 Projektsängern für Gänsehaut und magische Momente gesorgt.

Doch es hätte noch viel schöner sein können, wenn nicht die Zuhörer mit ihrem Zwischenapplaus nach wirklich jedem Beitrag die mühsam aufgebaute Stimmung zerstört hätten. Gut gemeint, aber ziemlich unsensibel und eigentlich respektlos einem Chor gegenüber, der beispielsweise mit Rheinbergers Abendlied "Bleib bei uns" oder mit dem himmlischen Ausklang des "Libera me" von Lajos Bardos für knisternde Atmosphäre gesorgt hatte. Oder nach dem dichten Sound der Schütz-Motette "Selig sind die Toten" und dem faszinierenden "Immortal Bach", mit dem Knut Nystedt die Akkorde eines Bachchorals übereinander schiebt und so die changierende Wirkung eines klingenden Kaleidoskops zaubert. Ist es denn wirklich so schwer, nach dem Verklingen des Schlussakkordes für einige Sekunden Stille zu ertragen?

Im ersten Block waren Motetten von Felix Mendelssohn Bartholdy (Aus tiefer Not / Richte mich Gott) zu hören, rund und klangstark, mit großen dynamischen Unterscheiden gestaltet. Kirchenmusiker Andrea Filippini rahmte diesen Teil mit Mendelssohns Orgelsonate Nr. 2 op.65 ein. Wie bei einer Ouvertüre breitete der Organist mit den drei ersten Sätzen gleich das ganze Spektrum aus, von anfänglicher Ruhe über zunehmende Bewegung und Melodik (in verschiedenen schönen Soloregistern) bis zur vollen Größe des "maestoso"-Teils.

Instrumentale Textausdeutung stand bei zwei Choralbearbeitungen von Sigfrid Karg-Elert im Vordergrund. Und mit einem zauberhaft und quirlig gespielten "In dir ist Freude" leitete Filippini den Bach-Teil zum Finale ein. Mit der fünfstimmigen Motette "Jesu, meine Freude", die Filippini und Bassist Christian Kassühlke als Continuo begleitete, ging das anspruchsvolle Chorkonzert zu Ende.

(mkl)
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